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Wien (10. Mai 2014) – Kryptische Worte? Dazu später mehr. Jetzt zur Selbstverpflichtung der ORF-Radios in Österreich bis Ende 2011 30 Prozent und bis Ende 2014 mindestens 33 Prozent Musik aus Österreich zu senden [+/- 1,5 Prozentpunkte].
Österreichische Musikcharta I
Am 23. Dezember 2009 unterzeichnete ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz diese Vereinbarung. Damit wurde auch die ewige Streitfrage geklärt, was das sei: österreichische Musik. Dazu heißt es in dem Dokument, unter österreichischer Musik verstehe man "Darbietungen von ausübenden Künstlern und Leistungen von Tonträgerherstellern, die von österreichischen Urhebern, österreichischen Interpreten bzw. von österreichischen Produzenten geschaffen bzw. erbracht werden/wurden." Details: Musikcharta
Um den Fortschritt ihrer Bemühungen zu dokumentieren, übermittelte die Hörfunkdirektion einmal im Jahr eine interne ORF-Zählung der gesendeten Interpreten [jeweils die Juli-Werte]. Für Ö3 galt eine Sonderregelung mit einer fixen jährlichen Anhebung um zwei Prozentpunkte. Ö3 sollte Ende 2011 demnach 15,6 Prozent erreichen.
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Diese Zielvorgabe für 2011 hat das Hitradio mit 11,8 Prozent klar verfehlt, und der Abstieg setzt sich seither fort. Im Jahr 2013 sendete Ö3 nur 6,82 Prozent österreichische Musikproduktionen, das entspricht im Vergleich mit 2011 einer Reduktion um mehr als 42 Prozent.
Österreichische Musikcharta II
Dann war Funkstille. Ein Jahr lang herrschte Unklarheit, wie es mit der Charta weitergehen sollte. Bis Alexander Wrabetz nach Verhandlungen mit SOS-Musikland die Fortsetzung der Musikcharta am 28. Jänner 2013 unterzeichnete. Darin heißt es unter anderem: »Der ORF wird bis Ende 2014 eine Steigerung auf 33 (!) Prozent realisieren«. Angesichts des eklatanten Scheiterns bei Ö3 wurde dessen Latte nur mehr auf 15 Prozent gelegt, zu überspringen mit Ende 2014.
Im 1. Quartal 2014 war ein weiterer Rückgang bei Ö3 auf 4,7 Prozent zu verzeichnen [minus 31,1%, Programmbeobachtung durch SOS-Musikland], was auch der immer wieder klar erklärten Linie der Ö3-Geschäftsführung entsprach, mehr österreichisches Repertoire könne Ö3 mangels Angebot eben nicht senden. »Die Anweisung des Generaldirektors werde ich einhalten, sage aber auch ganz klar, ich sehe nicht, wie. Denn sie widerspricht unserem eigentlichen Auftrag!«, erklärte Ö-Chef Georg Spatt bei einem der Gespräche mit SOS-Musikland.
Für Radio Wien galt ebenfalls die fixe jährliche Anhebung um zwei Prozentpunkte. Das Wiener Stadtradio hatte die schlechteste Startposition.
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Radio Wien erhöhte bis 2011 den Anteil heimischer Interpreten signifikant von 5,3 auf 8,16 Prozent. Das entspricht einer Steigerung um 35 Prozent. Die Selbstverpflichtung von 9,3 Prozent wurde dennoch nicht erfüllt.
Mit der Musikcharta II wurde vereinbart, daß Radio Wien 11 Prozent zu erreichen habe, und zwar bis Ende 2014 und mit einer Schwankungsbreite von +/- 1,5 Prozentpunkten [wie bei Ö3]. Doch davon ist man heute weit entfernt. Der Anteil von Musik aus Österreich hat sich bei 7,5 Prozent eingependelt. Mehr geht nicht. Dem Sender seien aufgrund des Formats die Hände gebunden, heißt es.
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Leider, nein!, lautet die Antwort. Schon 2011, am Ende der ersten Periode blieb der alternative Jugendkultursender mit 20,4 Prozent unter den Erwartungen. Aktuell hat er den Anteil heimischer Interpreten sogar auf 18 Prozent gesenkt.
Die freiwillige Selbstverpflichtung ist somit gescheitert. Der ORF konnte sie nicht erfüllen. Nicht einmal der beachtliche Wert von 41,7 Prozent auf Ö1 und die signifikanten Steigerungen bei einigen Landesstudios – ohne Wien liegen sie seit 2010 im Schnitt bei 30 Prozent Österreich-Anteil – konnten das verhindern. Alle ORF-Radios zusammen überschritten nur 2010 die 27 Prozent-Grenze [27,03%], sonst lagen sie knapp darunter.
Konsequenz Eins
Einige ORF-Mitarbeiter machen aus ihrer Ablehnung der heimischen Musik kein Hehl. Die große Mehrheit der Belegschaft teilt diese Geringschätzung allerdings nicht. Trotzdem bedurfte es einer massiven Intervention des Generaldirektors, um die freiwillige Selbstverpflichtung des ORF-Radios mit SOS-Musikland überhaupt zu vereinbaren. Was Radio Wien und Ö3 betrifft, wurden seine Anweisungen nicht vollständig umgesetzt oder offen mißachtet.
Der Hut brennt. Da reicht es nicht, einen weiteren Wettbewerb zu starten, bei dem nicht einmal die Gewinner gesendet werden. Wir brauchen auch keine detaillierte Erklärung des Ö3-Programms, wie sie von Ö3-Chef Georg Spatt öffentlich in Aussicht gestellt worden ist.
Die Öffentlichkeit ist alarmiert – und plötzlich will Ö3 zehn Prozent Österreicher spielen? Dabei hat sich die ORF-Geschäftsführung verpflichtet, auf Ö3 heuer mindestens 15 Prozent zu senden. Diese Verpflichtung kann sie nicht einhalten, wenn sich nicht mehr ändert. Ö3 will anscheinend gar keine Österreicher – von ein paar Ausnahmen abgehört, die vornehmlich gespielt werden, wenn es finster ist.
Das Ö3-Management bekennt sich weiter zum reinen Formatradio, zu einer willkürlichen Verengung des Musikangebots nach betriebsfremden Vorgaben. Das ist nicht nur mit dem öffentlich-rechtlichen Charakter unvereinbar, sondern verletzt auch das ORF-Gesetz in mehreren Punkten. Daher verlangen wir die Abberufung der Ö3-Geschäftsführung.
Konsequenz Zwei
Kurz und bündig: Die freiwillige Selbstverpflichtung hat nicht funktioniert. Der Gesetzgeber ist nun am Zug. Wir fordern eine gesetzliche Mindestquote von 40 Prozent für Musik aus Österreich in jedem einzelnen Radioprogramm. Dadurch soll die spezifische Musikkultur unseres Landes in all ihren Ausformungen gefördert und der Öffentlichkeit breit zugänglich gemacht werden.
Wir verlangen eine ORF-Reform. Sofort! pps
PS: Auflösung »Nach unten wird es immer tiefer!« Mit diesen Worten kommentierte Harry Sokal die leichten Stimmungsunebenheiten seines silbernen Selmer-Mark VI bei einem Solo auf einer André Heller-Platte. Zusatzfrage: Wie hieß die Platte, wer hat sie aufgenommen und wurde sie auf Ö3 gesendet?
Link zum Videobericht über unsere Pressekonferenz am 6. Mai 2014 [11 min]
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