DATENSCHUTZINFORMATIONEN

„Die Musikergilde betreibt keinen Datenhandel.” 

Sie können entweder allen externen Diensten und den damit verbundenen Cookies zustimmen oder lediglich jenen, die für die korrekte Funktionsweise unserer Website zwingend notwendig sind. Beachten Sie, daß bei der Wahl der zweiten Möglichkeit ggf. nicht alle Inhalte angezeigt werden können. 

Wir verwenden Cookies, um externe Inhalte darzustellen, Ihre Anzeige zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Dabei werden ggf. Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für externe Inhalte, soziale Medien, Werbung und Analysen weitergegeben. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

Alle akzeptieren
Nur notwendige Cookies akzeptieren
asdf
zeitung > ps-kommentare > Amadeus Music Award 2004

Amadeus Music Award 2004

Keine Kritik an der fortgesetzten Unterdrückung heimischer Musik durch Plattenindustrie und Medien beim gelungenen Fest der angemessenen Selbstbeweihräucherung.

Wien (10. Mai 2004) Unspektakulär war er, der Amadeus am 28. April, in die Jahre gekommen, wie man sagt, ein Jubiläum (5) mit einer respektablen Zwischenbilanz, jedoch kein Grund zum Feiern.

Doch der Reihe nach: Rob Davis hat sich gesteigert! Fiel er bei der Song Contest Vorausscheidung noch durch Überheblichkeit und mangelndes Feingefühl unangenehm auf, so schmiegte er sich - befreit von der Last der Gesangsperformance - durchaus sympathisch ans angespannt wartende Publikum. Keine leichte Aufgabe, sinnvoll zu informieren (Mikrofontechnik für die Redner etc. - leider hat es allzu oft nichts genützt) und den Saal anzuheizen zugleich. Der Mann empfahl sich jedenfalls für weitere Aufgaben - zumindest im Bereich Moderation.

Bei der Besetzung der Moderatoren hat der ORF eine gute Hand bewiesen. In Sachen telegener Scharfsinnigkeit, Spontanität und Humor - nicht peinlich wie Oliver Auspitz - kann im Moment Andi Knoll niemand das Wasser reichen. Mit dieser Vorstellung sollte er 2005 nicht in die Qualifikation müssen. (Was hat er einen Spaß daran, den ECHO als "kleinen Bruder des Amadeus" so nebenher zu erwähnen.)

Richtig los ging’s mit Musik vom Band und einer gut aufgelegten Christl (Bild), die der Preisverleihung durchaus beruhigt entgegenblicken konnte. Warum sie noch immer die bundesrepublikanische Färbung ihres Deutsch bevorzugt, ist nicht ganz klar - dieser Schachzug wird letztlich auch nicht das Sprungbrett für den schwarz-rot-goldenen Markt sein. Bleibt zumindest für Österreich zu hoffen, daß sich die Zeilen "Bye, bye, es ist längst vorbei!" ihrer neuen Single Vorbei nicht musikbusinesstechnisch bewahrheiten. Die Ö3 Comedy Hirten brachten in unterschiedlicher Qualität die Stimmen bekannter Ö-VIPs aus Sport und Politik zum Klingen - nicht zum Schreien, aber zum Schmunzeln.

Renate Götschl war in ihrer Unsicherheit, den Ankündigungstext lesend, einfach zum Abbusseln - könnten wir doch so gut Schifahren wie sie die Newcomer national ansagte! Hier schlug Christina erstmalig zu und erfüllte die Dankeserwartungen an die Radiostationen, die Eltern, Fans, an Tobias Krause, Alexander Kahr, Chris Gelbmann, Andreas Streit und Bernd Rengelshausen pflichtgemäß.

Jetzt kam es richtig live: Die Ausseer Hardbradler. Hier funkte die Akustikklampfe ganz gehörig! Auch wenn Flo Randacher nicht auf Knopfdruck seine Höchstform erreichte, hier war evident, wie Herz und Hirn von einer musikantischen und klugen Band zu einem qualitätvoll kulinarischen Musikerlebnis verwoben werden können. Auch die Balance zwischen Emotion im Text und Eingängigkeit des Refrains stimmt seit der letzten im Radio gespielten Produktion einfach optimal. Diesmal hieß es volkspunkig in der aktuellen Single (Regen): "Möcht’ den Regen g’spian, mi im Wald verirr’n, bei Euch sein auf’d Nocht!"

Elke Winkens war gut gelaunt und rollte den Teppich für Xavier Naidoo (links) aus, der die internationale Single-Kategorie gegen die englischsprachige Übermacht für sich entschied. Naidoo dankte und tat, was er am allerbesten kann - singen: "Ich danke dem Himmel ... das vergesse ich dir nicht." (Söhne Mannheims). Bei Rainhard Fendrich möge folgender journalistischer Grundsatz zur Anwendung kommen: Wer künstlerisch schwächelt, über den soll nicht Häme ausgegossen, sondern einfach der Mantel des Schweigens gebreitet werden. (Hervorzuheben ist allerdings seine Entscheidung, live zu spielen - u.a. mit allen drei Gitarristen der letzten Jahre - Andy Radovan, Mario Berger und Robby Musenbichler; die Red.)

Harold Faltermeyer dozierte über den Musikproduzenten und überreichte Nena den Preis für das beste Album international, wofür sie ein ehrliches, intellektuell allerdings schwachbrüstiges "Ich freu’ mich über mein schönes Leben!" übrig hatte.

Definitiv entbehrlich waren die playbackenden Corrs, die Andi Knoll mit der Kelly Family verglich, jedoch über deren optisches Attraktivitätspotential stellte. Der Song war laut und fad, auch die Fernsehübertragung änderte nichts an dem Eindruck, daß da wieder einmal ein Künstler seine einstige Eigenständigkeit im aktuellen Radio-Pop-Einheitsbrei verloren hat.

Harry Prünster brach äußerst charmant eine Lanze für den Schlager, die Gewinnerin, Andrea Berg, wirkte ein wenig verhärmt - ein Eindruck, den man schon beim ECHO gewinnen konnte. Freundliches Knickserl vor Ö2 und Eugen Römer, ihrem Produzenten, einem durchaus Beispiel gebenden, jahrelangen Künstlerentwickler.

Barbara Karlich kam nach einem ein wenig mühsamen Ausflug in die Vergangenheit ihrer schulischen Nicht-Sanges-Karriere zum Punkt: Buddy vs. DJ The Wave holten mit Ab in den Süden den nationalen Single-Preis. Hut ab vor der Jury: Man verwies völlig zur Recht die vier Starmania-Mitstreiter auf die Plätze. Der neue, mit bemühtem Schwung vorgetragene Hit Wattn Ding des Hitduos Buddy/DJ The Wave enttäuschte. Niemand im Saal wollte sich nach langen Jahren des Ötzi-Mitpaschens animieren lassen. "Ich will die Arme(n) sehen! - da leisteten nur die Tänzerinnen den gewünschten Gehorsam. Für die kommende Hochzeit des sympathischen Plattendrehers DJ The Wave wünschen wir von Herzen alles Gute.

Der alle paar Jahre popmusikalisch ambitionierte Hubertus Hohenlohe gab den coolen Prinzipal und kürte Christina. Bei ihrer zweiten Dankes-Chance kamen die Bandmusiker dran, die ihre Chefin - so ließ sie es durchklingen - vorbildlich hilfsbereit durch die Konzerte tragen: Immer gut, wenn Profis an Bord sind.

Wir sind Helden waren gewohnt souverän, herzig - und live. Man hätte ihre Kommentare zwischen den beiden Denkmal-Versionen senden sollen. (Eine Wiederholung war aufgrund tontechnischer Pannen vonnöten.) Die Musiker im Publikum hatten ihre helle Freude, denn dem Wunsch der Helden nach weniger Gitarre und mehr Keyboards im Monitor konnte schlicht nicht entsprochen werden, und man wähnte sich am zusammengestoppelten Provinzstadtfest und nicht in einer Spitzentelevisionsmusikveranstaltung des ORF.

Wenn Judith beim Abbau, der aufgrund der bereits wartenden anderen Künstler extrem flott gehen mußte, mit dem Gurt und dem Kabel raufte, dann hatte sie das alleine zu schaffen, da sprang kein Bandkollege hilfreich bei - ob jetzt fehlende Galanterie oder gelebte Emanzipation -, bei den Helden schlägt sich alles stets aufs Respekt- und Zustimmungskonto.

Es wird finster

Andi Knoll schließlich als Marika Lichter verkleidet (und sogar noch besser aussehend! die Red.) - das war der ORF-Humor, wie wir ihn seit Jahren kennen, nicht ganz schlecht, nicht ganz lustig. Das Projekt X knüpfte mit einem Kommentar zu den Folgen der Musiktauschbörsen nahtlos an: "Kein Koksen mehr, nur mehr billiger Schaumwein im Swimming Pool der Plattenbosse" war gelungen - und fiel daher dem Schnitt zum Opfer.

Wolfgang Schlögl, der den üblichen Weg guter heimischer Musiker ins Ausland nimmt, holte den Gewinn beim FM4 Alternative Act und spielte gleich anschließend kraftvoll und groovend live. Gröbchens oberste Kopfstelle wippte gefährlich nahe in den Nacken - Bang on, Walter - der Mann hatte Spaß, wir auch.

Die Theessinks waren der heimliche Lebenswerkgewinner der heurigen Veranstaltung, denn Peter Kraus blieb in aller Nettigkeit und Professionalität doch farblos und durfte für die mit technischen Pannen gespickte Live-Performance von Mat Schuh doch eher bemitleidet als beglückwünscht werden. Die Standing Ovations für den 50 Jahre auf den Brettern befindlichen Bühnenmenschen Kraus kamen mehr einer höflichen Regelmäßigkeit (alle Jahre wieder) denn einem spontanen Bedürfnis nach.

Ganz anders beim unschlagbaren Managerin-Roots-Musiker-Paar Theessink. Man gönnt ihnen den Preis von ganzem Herzen und zu gleichen Teilen. Hier Milicas schier unermüdlicher Einsatz für die Karriere des Partners, da die kompromisslose Verfolgung des eigenen musikalischen Kosmos, der schon mal aus der Nische in die Top fourty klettert. Die Managergattin wird den Platz für die Amadeus-Zacke zu Hause aussuchen, allzu ausführlich werden sie diese nicht bewundern können bei ihrer stetig internationalen Konzerttätigkeit. So erschien Hans Theessink lediglich auf dem Bildschirm und bedankte sich mit einer klingenden Bluesdankesrede, die den Saal mit Wohlbehagen und einem Hauch unbeabsichtigter Selbstironie ("Meine Gitarre und ich") erfüllte: Hier gibt es einen Musiker, der so viele interessante Gigs spielt, daß die persönliche Präsenz beim Amadeus zurückstehen muß - möge sich diese Situation in den kommenden Jahren häufen, dann wird die Preisverleihung eine Videokonferenz und Österreich (wieder) ein Musikland.

Es wird wieder heller

André Heller (nicht nur im Bild links), der aufgrund der übermächtig scheinenden Konkurrenz wirklich nicht mit einem Amadeus rechnen konnte, nützte die Situation geschickt, um einerseits der Liesl Gehrer eine 16-Tonnen-Doppel-Watschn umzuhängen und andererseits unter Vernichtungserklärungen seiner musikalischen Potenz seinem Partner Xavier Naidoo wiederholt Rosen zu streuen; Koketterien mit der eigenen G’scheitheit und dem Publikum wie immer inbegriffen: "Einer der häßlichsten Preise, die ich je gewonnen habe - für Verdienste um die Dachstein-Eishöhlen ... Es lebe Hans Moser!" Die Rednerwertung (siehe unten) gewann er im Vorbeigehen - nichts anderes war zu erwarten.

Nena blamierte sich gemeinsam mit dem Kollektiv Tok Tok gekonnt mit Bang Bang, einem dumpfen Electronic Disco Stampfer. Weder gut noch für´s Formatradio - Ratlosigkeit! Das parallele Geschehen mit Pseudo-Biene-Maya-Animationen auf der Videowall unterkellerte das scheinbar nicht zu unterbietende Samstag-Vormittag-Zeichentrick-Geflimmere allemal.

Zucchero beschloß den Abend, da war im Saal die Konzentration schon weg. Grundregel jedenfalls: Statt diese Art abgehalfterte Stars lieber Newcomer bringen! So viele starke heimische VÖs in den letzten Monaten! Da hätte eine dieser Gruppen ein Showcase verdient.

Abschließende Betrachtungen

Hätte Andi Knoll nicht zwischendurch CD-Rohlinge verteilt, Elke Winkens nicht über MP3 sinniert oder das Projekt X sich über die Plattenbosse (und das Gratis-mp3 Forum Soundpark) lustig gemacht, man hätte zur Überzeugung gelangen können, die Musikwirtschaft, insbesondere die Tonträgerindustrie, stecke nicht in einer der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Interessanterweise ließen besonders die Musiker Aussagen zur aktuellen Situation des Kreativschaffens in Österreich vermissen.

1. Wo sind die denkenden Musikschaffenden, die neben der unweigerlich und notwendigen Medienkritik eine differenzierte und unmißverständliche Meinung bezüglich Rahmenbedingungen in Österreichs Musiklandschaft zu artikulieren wissen? Offensichtlich werden diese beim Amadeus nicht prämiert. Howard Carpendale zu persiflieren (Flo Randacher) - und keiner kriegt es mit, weil niemand den ECHO gesehen hat - oder FM4 ein langes Leben zu wünschen (Wolfgang Schlögl), diese Beiträge waren in ihrer Dürftigkeit durchaus schmerzlich, vielleicht aber auch symptomatisch und bezeichnend für Musiker, die mit öffentlich-rechtlicher Rundfunkunterstützung in die Mühlen von Abhängigkeit und Dankesverpflichtung kommen - der verbale Kniefall von Buddy und DJ The Wave gegenüber Ö3 war ernsthaft und total.

2. Die Liebe zu den deutschen Künstlern beruht ganz klar auf Gegenseitigkeit. Sie alle kommen gerne, lieben Land und Leute, und das ganz deutlich nicht nur wegen der Verkaufszahlen und Auftritte. Herbert Grönemeyer umarmte verbal den Saal via Videoeinspielung und wünschte einen gelungenen Abend, während er noch im Studio an den letzten Knöpfen für eine Olympia-Produktion drehte.

Was die internationalen Kategorien betrifft, muß man die Jury ausdrücklich loben - hier wurden konsequent die Nachbarn bedacht, was zwar nicht wirklich gerecht, aber sinnvoll ist. Gröni wehrte den Doppelangriff (DVD Kategorie) von Robbie Williams locker ab, Nena steckte gemeinsam mit Kim Wilde die Konkurrenz locker in den Sack, und Xavier reüssiert mit der einzigen auf deutsch gesungenen Nummer bei den Singles international. Österreichisch beherrscht er schon (zumindest in der Parodie!), schreibt viele seiner Lieder im Alpenland und eroberte beim Amadeus das Publikum im Sturm - er war auch wieder bodenständiger als man ihn in der letzten Zeit erlebt hat, witzig, sehr von nebenan und entspannt.

3. Erfreulicherweise spielten Wir sind Helden (bewährt nicht erst seit dem ECHO), I-Wolf die Ausseer Hardbradler und Rainhard Fendrich live! Mit der Einführung des Live-Prinzips beim Amadeus - keine (Halb)Playbacks - würde eine Selektion der auftretenden Künstlerinnen und Künstler stattfinden, die diesen Musikpreis schlagartig von allen anderen fernsehbasierenden Auszeichungen wohltuend und quotenfördernd abheben würde. Eigenständigkeit ist nicht nur bei den Künstlern gefragt, Medien müssen - schon um "wettbewerbsfähig" zu bleiben - ihre Präsentationsformen laufend erneuern (nicht zwangsläufig immer verjüngen): Die österreichischen hoffentlich nicht wieder mit Jahren Abstand nach den internationalen Vorbildern.

4. Der Amadeus braucht mehr Konturen, d. h. mehr musikalische Erneuerung und Vielfalt müssen her. Richtige Persönlichkeiten sollen präsentiert und aufgebaut werden; und die Musikszene sollte dem ORF einen früheren Sendeplatz wert sein, nicht nur eine Hebung der Quote unter der Woche ab 22 Uhr. Kategorien, die nicht auf Verkaufszahlen basieren, sollen eingeführt werden (dafür sind einige Partner an der Seite der IFPI denkbar) - genau aus diesen Bereichen werden die so notwendigen Ecken und Kanten für einen interessanten Amadeus kommen. Oder der ORF gibt Sendeplatz für eine zweite nationale Musikpreisverleihung abseits der IFPI-Dominanz. Ein Live-Event muß dazu stattfinden, der das schwache Konzept der Langen Nacht der Musik ersetzt - der Amadeus als Kristallisationspunkt einer z.B. dreitägigen Musikleistungsschau Österreichs. Vieles mehr wäre möglich und dringlich!

Meine Wertung für die musikalischen Darbietungen:

I-Wolf
Wir sind Helden
Ausseer Hardbradler

Rhetorische Darbietungen (Laudatoren und Bekränzte gemischt):

André Heller
Xavier Naidoo
Harry
Prünster

PS: Das unvermeidbare Gruppenfoto der strahlenden Amadeusgewinner mußten nur die Medienvertreter über sich ergehen lassen, während sich die Szene bereits zum Gewinner an Attilas Gabentischen kürte. Die hier stets gleichbleibende Qualität mit Liebe und Ideen kredenzt - ein Zaunpfahlwink für die Branche? gw

Bildnachweis: http://amadeus.Aon.at

Diesen Beitrag teilenFacebookTwitterLinkedInDruckenXingPinterest

Ihre Meinung zu diesem Thema





Kommentare werden geladen...

Die Musikergilde

Unsere Partner

logo_akm.png
logo_oestig2.png
logo_sosmusikland.png
© 2024 Musiker-, Komponisten- und AutorenGilde