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Nur mehr Top-Stars

Konzentration auf internationale Stars, also de facto auf angloamerikanisches Musikrepertoire, als Heilmittel für kranke Konzerne?

Zürich/Wien (13. April 2004) - In Amerika geht es zwar wieder aufwärts, die Umsatzzahlen der US-Musikkonzerne steigen [Coda-Bericht]. Aber das neoliberale Credo gilt weiter: "Entlassungen - pardon: Freisetzungen - sind geil". Zur Profitmaximierung trägt auch die Reduktion des Angebots bei. Einmal Madonna zu produzieren und auf der ganzen Welt zu verkaufen, ist eben weit lukrativer, als in jedem Land regionale Musik aufzunehmen. Noch dazu, wenn das lästige „Domestic repertoire“ [klingt viel harmloser als nationale Künstler] den Absatzmarkt blockiert; und tatsächlich haben erfolgreiche österreichische Produktionen in der Vergangenheit immer weit mehr Platten verkauft als internationale Stars - in Österreich, natürlich.

Also, weg mit der lästigen Konkurrenz! Aber wie? Am besten durch konsequentes Ausblenden aus den nationalen Rundfunkprogrammen, begleitet von der ebenso dreisten wie falschen Behauptung, das Publikum wolle Heimisches nicht hören! Die Sendezeit gehört den Top-Stars! Wer das nicht begreift, wer diesbezüglich auf der Leitung steht, stört. Denn die Leitungen zum Konsumenten müssen freigehalten werden. Nur so bekommt man ihn dazu, sein sauer Erspartes in die neue Madonna-CD zu stecken.

Es geht um unsere Existenz

Madonna und ihre Sangesschwestern und -brüder haben eines gemeinsam: Sie kommen - von ein paar britischen Ausnahmen abgehört - allesamt aus den USA, dem gelobten Land der Popmusik, das uns selbige geschenkt bzw. nach der "Befreiung" vom deutschen Schlager verkauft hat (um genau zu sein; in die USA fließt ja auch die ganze Kohle). Schon ist das nächste Totschlagargument serviert wie ein aufgelegter Elfmeter: Wer diese Monokultur kritisiert, denkt anti-amerikanisch und muß ein Nationalist sein. Pfui! [siehe unten]

Interessant, was dazu der Zürcher Tages-Anzeiger vom 5. April 2004 berichtet: Wolfgang Thierse, [deutscher] Bundestagspräsident, findet, daß etwas gegen "die Allmacht des amerikanischen Kulturimperialismus" zu tun sei. Falls die Sender nicht freiwillig deutsche Musik[produktionen] spielten, müßten eben Quoten vorgeschrieben werden. [Thierses Standpunkt im Wortlaut]

Thierse, ein Revisionist?

Will Wolfgang Thierse das Rad der Zeit zurückdrehen? Predigt der Bundestagspräsident den Protektionismus, also eine Politik der Abschottung?

Nun, Thierse gehört der SPD an, einer Partei, die seit jeher den Internationalismus auf ihre Fahnen geheftet hat. Zu den ehernen Grundsätzen der Sozialdemokratie gehört aber auch, Arbeit und Einkommen gerecht zu verteilen. Wenn nur mehr die einen produzieren dürfen, die anderen aber nicht, läuft etwas schief. Wenn nur mehr die einen verkaufen dürfen, die anderen aber vom Markt verbannt werden, bleibt für letztere nichts mehr übrig. Wenn im Radio hauptsächlich Angloamerikanisches zu hören ist, wenn heimische Musiker nicht mehr zu Wort kommen, muß der Staat ordnend eingreifen. Das weiß nicht nur Thierse. Aber er sagt es auch!

Noch ist die Globalisierung nicht weit genug fortgeschritten. Noch können wir uns wehren. Aber schon morgen kann uns ein "Abkommen" wie das MAI oder GATS jeden Versuch, auch wieder Zugang zum Markt zu bekommen, als unerlaubte Diskriminierung, verbieten. "Es ist hoch an der Zeit, daß sich auch die österreichische Politik mit den kulturellen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Art von Globalisierung beschäftigt" antwortete ich im Internet-Standard vom 9. April auf einen diesbezüglichen Artikel.

Gelebte Ignoranz

Mit einem Hinweis auf Thierses Wortmeldung habe ich Interessierten auch die Seiten der Musikergilde ans Herz gelegt. Einem Leserbriefschreiber dürfte das nicht gut bekommen sein. Jedenfalls hinterließ er [oder sie] einen Hilferuf im Standardforum:

Herzlichen Dank für diese schonungslose Selbstvorführung. Damit wir uns mißverstehen [was domestizierten Primaten wie dem mutigen Anonymus a weng sichtlich ohnehin nicht schwerfällt]: Madonna, Pink, Britney Spears und all ihren Kolleginnen und Kollegen soll der Zugang zum europäischen Radio und Schallplattenmarkt keineswegs verwehrt werden. Aber auch wir haben ein Recht, uns in der Auslage zu präsentieren. Wer uns das mit den üblichen "Argumenten" abspricht, hat sich verirrt und schwebt in großer Gefahr. Das Leben ist schließlich ein Wildwestfilm. Oder nicht?

PS: Mit der Wahl seines Pseudonyms hat a weng allerdings ins Schwarze getroffen. Besser kann man sein mangelndes Verständnis nicht beschreiben.

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