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In Memoriam Silvia „SüVaal” Glauder-Murnberger

Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich leb’ in euch und geh’ durch eure Träume. (Michelangelo) – Ein Nachruf von Bernhard Rabitsch und Heinz Nessizius.

10. Dezember 1956 - 22. Jänner 2015

SüVaal durfte ich vor einer halben Ewigkeit kennenlernen. Als junge Talente machten wir bei Drahdiwaberl unsere ersten musikalischen und sonstigen Erfahrungen. Sie war schon ab dem ersten Augenblick eine beeindruckende Erscheinung, mit einer kräftigen Stimme voll Soul und einem umwerfenden Afrolook. Mit „I Wanna Take You Higher“ von Sly & The Family Stone hat sie damals das Publikum und uns Musiker in Ekstase versetzt – und Stefan Weber verlässlich eine willkommene „Umziehpause“ verschafft, während der ihn niemand vermißt hat, denn SüVaals Bühnenpräsenz war immer stark, echt, authentisch und mitreißend.

SüVaal Glauder Murnberger

Im Laufe der Jahre entwickelte sich SüVaal dank Ihres großen Talents unaufhaltsam zur Rockröhre aus Wien, zum Supervamp, zu einer legendären Sängerin, die mit ihrer unverkennbaren Stimme und exzessiven Show jeden Saal zum Kochen brachte. Das machte sie auch selbst glücklich, weil sie damit ihrer erfüllenden Berufung, dem Musikmachen nachgehen konnte.

Foto: Reinhard David

Den Spaß und die Freude, die sie dabei gehabt hat, strahlte sie auch immer aus. Das gab ihr die Kraft, auch die Menschen um sie herum mit ihrer Musik höher und glücklicher zu machen.

Laut und leise – wild und besinnlich

Sie konnte aber ebenso die leisen, besinnlichen Lieder über die Liebe und das Leben interpretieren, denn sie hatte nicht nur eine wilde, sondern auch eine empfindsame und sehr mitfühlende Seite. Das machte sie zu einer eindrucksvollen Künstlerin und einem Menschen ganz ohne Allüren – Allüren hatte sie einfach nicht notwendig. Sie war nicht darauf aus, alles nur für sich selbst oder zum eigenen Ruhm zu machen.

SüVaal hat mir einmal gesagt, daß sie mit Menschen auf der Bühne stehen will, mit denen sie sich auch gut verträgt. Diesen Grundsatz lebte sie auf eine Weise aus, daß es fast unmöglich war, sich mit ihr nicht zu verstehen. Es war immer ihr Ziel, die Menschen in ihrem privaten Umfeld auf viele verschiedene Weisen zufriedener und glücklicher zu machen. Sie konnte gar nicht anders, denn sie war von Grund auf eine warmherzige, positive und vorwärtsblickende Persönlichkeit. Sie hatte einen direkten Zugang zu Menschen, ohne Umwege, langes Überlegen, ängstliches Kalkulieren und Taktieren. Ich habe SüVaal niemals über andere schlecht reden gehört.

Sie war ein überaus hilfsbereiter und freundlicher Mensch, der stets positiv gedacht hat. Denen, die ihr wichtig waren, hat sie immer alles gegeben. Auch wenn das Leben ihr manchmal dafür die ganze Kraft und mehr abverlangt hat. Jahrelang betreute sie ihre schwerkranke Mutter Franziska aufopfernd, ebenso ihre Schwester Liane, die sie in jungen Jahren viel zu früh verloren hat. Doch gerade diese Schicksalsschläge vermittelten ihr das Gefühl, was das Genießen des Lebens bedeutete. Sie war sich umso stärker bewußt, daß sie ihr Leben absolut so leben wollte, wie sie es für richtig empfand.

Die wilde SüVaal in ihrem gelben Kabrio

SüVaal liebte es, mit ihrem Mann Karl Entdeckungsreisen um die ganze Welt zu unternehmen. Gemeinsam besuchten sie unter anderem Tunesien, Ägypten, Sambia, Kenia, Tansania, Südafrika, Thailand, Bali und Borneo. Sie leistete sich auch einen flotten Sportwagen und flitzte als „Die wilde SüVaal in ihrem gelben Kabrio“ lässig winkend durch die Gegend.

SüVaal war ein fröhlicher Mensch, und sie konnte feiern. Es hat viel, sehr viel Energie gebraucht, um mit Ihr mithalten zu können. Ich erinnere mich an ein Drahdiwaberl- Wochenende in London. Den wildesten, den illegalsten Club der Stadt hat natürlich SüVaal ausfindig gemacht. Schließt die Augen und stellt euch vor, was in SüVaals illegalem Londoner Club los war. Es war noch viel wilder, als ihr euch vorgestellt habt. Am nächsten Tag war sie trotzdem wie immer frisch und munter, und wir waren schon im nächsten Club.

SüVaal hatte jede Menge Energie und Mut – vor allem den Mut, immer wieder Neues anzupacken. Etwa, als sie wenige Jahre vor der Pension in ihrem Zweitberuf als Hausverwalterin Firma und Arbeitsplatz wechselte. Dann, im Ruhestand, hat sie erst richtig losgelegt und sich erst recht mit vollem Elan ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Musikmachen gewidmet.

Bei „Etta’s Club“ hatte ich ein letztes Mal das Vergnügen, mit ihr ein kurzes Stück ihres musikalischen Weges zu gehen. Unsere letzten Zusammentreffen waren berührend schön und schrecklich wehmütig zugleich. Jedes Verabschieden war schmerzlich und traurig. Denn wir wußten nicht, ob wir uns in diesem Leben noch einmal sehen würden.

SüVaal

SüVaal war eine überaus schöne, weise und beeindruckende Frau – und hat das Wichtigste nie vergessen: Sie ist sich selbst zu jeder Zeit in Würde treu geblieben. Wir vermissen sie! br


Musikalischer Werdegang von SüVaal

Drahdiwaberl, wo sich Publikum und Akteure vor ihr gehörig in Acht nehmen mußten, wenn sie als Kammerzofe Gertrud oder als Unschuld vom Lande den Männern das Fürchten lehrte.

Laufmasche, the Austrian All-Girl Band.

Supervamp, die mit ihrer Mischung von Rock bis Funk durch Österreich, Deutschland und Rußland tourten.

Die Botschafterinnen, in aufwendigen Kostümen und mit einer effektvollen Bühnenshow präsentierten vier Sängerinnen deutschsprachige Literatur unter anderem von Erich Fried, Ernst Jandl und Christian Morgenstern.

Bad Sisters, die sich mit gecoverten Rockklassikern in ganz Österreich einen Namen machten.

SüVaal & Her Men

K und K Jazz

Das Halbe Quartett – damit begaben sich SüVaal und Paul Reschenhofer auf die Suche nach außergewöhnlichen, meist bösen satirischen Texten und wurden insbesondere bei Georg Kreisler, Cissy Kraner, Hildegard Knef und Heinz Erhardt fündig.

Etta’s Club – Im Dezember 2011 gründete SüVaal zusammen mit Claudia K., Betty Semper und Kurt van Taff die Band „Etta‘s Club“, die sich ausschließlich den unsterblichen Songs der genialen Etta James verschrieb. Am 25. Jänner 2013 gab die Band anläßlich einer Etta James-Gala im Wiener „Porgy & Bess“ ein fulminantes Konzert. „Etta‘s Club“ war ihr Baby, wie SüVaal es selbst ausdrückte, und die letzte musikalische Station ihres Lebens.

Am 22. Jänner 2015 schloß SüVaal für immer ihre Augen.

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