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Wien (4. August 2003) - Der ORF ist dabei, wesentliche Teile der österreichischen Musik auszulöschen. Das kann weder gerechtfertigt werden noch entspricht es seinem öffentlich-rechtlichen Charakter. Der Gesetzgeber hat den ORF verpflichtet, ein ausgewogenes Programm anzubieten. Nicht nur auf dem Gebiet der Musik heißt das: Ausgewogenheit zwischen Musik für junges und altes Publikum und Ausgewogenheit zwischen heimischem und ausländischem Repertoire.
Der Begriff Formatradio kommt im ORF-Gesetz überhaupt nicht vor. Man muß die Frage stellen, ob die Beschränkung auf die vier Radioformate "Hitradio", "Schlager, Oldies, Evergreens", "Klassik" und "Alternativ" nicht gesetzwidrig ist. Durch die Reduzierung auf diese Formate wird dem Radiopublikum der Großteil unseres musikalischen Erbes vorenthalten - und das bewußt. Auf diese Weise wird das Publikum sowohl von der reichen Tradition der Operetten oder des Wienerliedes als auch von aktuellem Pop, Rock oder Jazz und allen modernen Musikstilen abgeschnitten.
Programm und Verbrechen
Das heutige Musikschaffen ist bereits morgen ein Teil des Erbes, das wir unseren Kindern hinterlassen. Geht es nach dem Willen der ORF-Führung, so wird von unserer Zeit nur die angloamerikanische Massenware übrigbleiben: mehr oder weniger perfekt produzierte Verpackungskunst. Musik aus Lateinamerika, früher auf Ö3 ein fixer Programmbestandteil, aus Frankreich, Spanien oder Rumänien, findet sich, wenn überhaupt, auf Ö1 in einer kleinen Nische wieder. Die Vielfalt wurde per Dekret zum Mauerblümchendasein verurteilt, die Autobahn Ö3 ist für chromblitzende Flitzer reserviert. Als Musiker ist man froh, wenn ein Stück vorbeigerast ist, aber, wie so oft, es kommt nichts Besseres nach.
Mit dieser Feststellung fröne ich keineswegs dem Antiamerikanismus. Vielmehr wünsche ich mir endlich Musik aus den USA. Ob der gründlichen Gehirnwäsche hält man es ja kaum für möglich, aber die gibt es! Warum sendet ein Popradio niemals CDs von Ry Cooder oder Donald Fagan, verschweigt uns den gesamten Südstaatenrock, den zeitgenössischen Soul, Funk und Rhythm`n`Blues und setzt uns statt dessen ein unerträgliches Abziehbild namens R&B vor die Nase, das mit dem Original außer dem irreführenden Kürzel nahezu nichts mehr gemein hat?
Warum dürfen wir weder unsere eigene Musik noch die unserer Nachbarn hören? In Kroatien habe ich letzte Woche den Sänger und Komponisten Gibonni für mich entdeckt, der soeben mit "Mirakul" eine außergewöhnliche CD herausgebracht hat [die Platte wird selbstverständlich im dortigen Radio und in den Strandbeisln rauf und runter gespielt]. Gibonni ist in seiner Heimat eine Größe, bei uns könnte er Klos putzen - mit etwas Glück.
Format und Gleichschaltung
Von der blühenden Musikszene um uns herum erfahren wir in Österreich nichts. Liegt es am Fehlen von Musikern in den heimischen Redaktionen? Liegt es an der Fremdbestimmung durch Beratungsfirmen, die ORF wie "Privaten" den Formatrahmen verpaßt haben? Oder an beidem? Einerlei. In Wirklichkeit geht es den Verantwortlichen ohnehin nur um eines, und das haben sie immer wieder ganz offen zugegeben: Das Radio soll "Tagesbegleiter" sein und nie ausgeschaltet werden. Nicht die Musik - und schon gar nicht das oft sinnlos eifrige Gestammel humorloser Moderatorenklone - sind der Programminhalt; das alles ist bloße Staffage für den eigentlichen Zweck: die Vermittlung von Werbebotschaften.
"Jetzt neu" heißt übersetzt: Kauft, ihr Idioten! Wer sich betroffen fühlt, ist gemeint.
PS: Das Radio war einst Fenster zur Welt. Es ist zu einer Provinzbühne für Waschmittelpropaganda verkommen. Die Werbewirtschaft hat ihr Ziel erreicht. Ich werde nie mehr ausschalten - weil ich erst gar nicht einschalte. Und aus.
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