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Die Zukunft des Musikbusiness

Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps. Auf der Midem 2007 gaben sich die Musikvermarkter ein Stelldichein: Nice to meet you.

Cannes, Wien ( 6. Februar 2006) - Jahraus, jahrein gibt das Musikbusiness gerne die scheene Leich, wobei die Midem in diesem Spiel doch lieber auf die Schönheit abstellt als auf's Sterben – das kann man irgendwann später ja immer noch geben. Heuer fuhr man zur französischen Lady der Musikmessen, um sich im gemütlichen Cannes-Ambiente davon zu überzeugen, daß sich seit dem letzten Jahr nicht allzu viel getan hat. Weiterhin fand man die Handy-Firmen mit mp3-Player auf dem Handheld, Internetanbindung und Ambitionen auf bessere Geschäfte mit dem Full-Track-Download. Wirklich zahlreich kuschelten sich die Content-Aggregatoren in die als Zukunftschance wahrgenommene Nische der Aufbereitung und Verteilung des Inhalts in alle möglichen digitalen und mobilen Kanäle.

Wo liegt die Zukunft des Musikbusiness?

»Da liegt die Zukunft des Musikibusiness«, beten alle brav in den Messehallen und auf den Kongreßpodien nach. Sofort Einspruch von der Sync-Fraktion: In Werbung, Film und TV liegt die Zukunft der funktionierenden Musikgeschäftsmodelle und des A&R. Mache deinen Filmtrailer klar, und du bist dabei – so tönten mit amerikanischem Drüberfahr-Optimismus Drew Sherrod [Open Road Entertainment] und seine Frau Niki Gascon [Warner Bros. Pictures], die vom auf den Unterschenkeln sitzenden Gemahl auf der Kongreßbühne beim launigen Dozieren an Haar und Gesicht gestreichelt wurde wie ein braves Assistenzhündchen (sic!). Die Midem hat da Spezial-Showcases zu bieten, die glaubt der Europäer nicht – und Japan-Geschäfte gestrichen, lieber Drew!


Der Österreich-Stand mit Wilhelm Weiss, Dr. Paul Hertel (hinten), Harald Quendler und Joe Morscher (v.l.n.r.) Foto: Günther Wildner

Sonst alles beim Alten: Die Midem bleibt die wichtigste internationale Lizenzmesse für kleine und mittlere Tonträgerunternehmen sowie den Publishing-Bereich. Die Indies stärken sich auch weiterhin in lobbyistischer Hinsicht: IMPALA [seit sechs Jahren], WIN [ein Jahr alt], AIM [seit sieben Jahren] und die vielen nationalen Verbände der unabhängigen Tonträgerunternehmen bieten den schwächelnden Majors mutig und effektiv die Stirn, doch wie Patrick Zelnik und Alison Wenham beim Indie Summit richtig bemerkten: Die Branche als ganzes braucht gesunde Majors, dann floriert auch das Indie-Geschäft.

Life is live

Konzertmäßig war wieder alles quer Beet zu sehen und zu hören: große Namen mit nicht berauschender Performance [u.a. Mando Diao] und angehende Stars mit atemberaubender Vorstellung [u. a. Martin Grubinger, österreichischer Perkussionist, bei den Midem-Classical Awards]. Der Musik aus den Alpen-Abend im Swiss Music Club war ein voller Erfolg: Die Wiener Art Schrammeln mit eigenständiger Musikmischung, großer Virtuosität und Wienerischem Humor, die Alder Streichmusik aus der Schweiz mit traditioneller Volksmusik, launigen Ansagen und in Tonschalen kreisenden Euromünzen, ein schon lange nicht mehr so inspiriert erlebter Hubert von Goisern mit neuer Band, ein perkussiv die Zither bearbeitender Christoph Dienz und die umtriebige DJ Tatana.

Man kehrt heim mit einem riesigen Stapel an CDs, Papier und Visitkarten – wie aus diesen Ingredienzien die karriere- und gewinnfördernden Deals zu stricken sind, das bleibt wie immer den individuellen Fähigkeiten der Akteure überlassen. Daß sich in der eigenartig anmutenden Midem-Zustimmungs / Ablehnungs-Umfrage der Musikwoche 57% der deutschen Branchenvoter gegen eine Midem-Teilnahme aussprechen, kann wohl zu einem prominenten Teil nur der strikten Weigerung einer internationalen Orientierung zugeschlagen werden. Und nicht zuletzt gilt: Man muß die Midem spüren, um sie zu lieben.

Als Extro, besonders für die Midem-Verzichter, die zwei wichtigsten und schönsten Lügen der Midem – wie jährlich launig von Joe Morscher im Espace Riviera dargebracht:

  • Nice to meet you!
  • I come back to you right after MIDEM!

Also, see you next year in Cannes! gw


Mag. Günther Wildner (ÖMR-Generalsekretär) und Dr. Harald Huber ÖMR-Präsident


PS: In Cannes liegt also die Zukunft des Musikbusiness. Die Zukunft der Musik muß damit nichts zu tun haben. pps

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