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Von Erd-Äpfeln und Grund-Birnen

Die so genannte "Copyleft"-Bewegung kritisiert das Urheberrecht und plädiert für die freie Verwendung von Musik. Was steckt dahinter?

Wien (13. September 2006) - »Theoretisch ist ja alles einfach«, schreibt der Medienwissenschaftler Felix Stalder in der Zeitung des Kulturrates Österreich. »Starke Urheberrechte stärken die Kulturschaffenden. Ihr Einkommen wächst. Sie können sich voll und ganz auf ihre kulturelle Arbeit konzentrieren. Die Öffentlichkeit darf sich an einem reichhaltigen kulturellen Angebot erfreuen. Schön. Dies ist, mit wenigen Variationen, die Geschichte, die uns von der Verwertungsindustrie immer wieder vorgesetzt wird, wenn es um den Ausbau der Urheberrechte geht. Mehr ist immer besser. Eine schöne Geschichte, nur hat sie einen Haken: Für die überwiegende Mehrheit der Kulturschaffenden stimmt sie nicht.«

Das Urheberrecht ist offenbar Schnee von gestern, denn »Wenn ein Musiklabel einer jungen Band einen ausbeuterischen Vertrag vorlegt, dann helfen die schönsten Autorenrechte nichts.« Stalder beschreibt »eine blühende inoffizielle Samplingkultur, wo oft Dutzende, wenn nicht Hunderte von Stücken miteinander vermischt werden, um neue Werke zu schaffen«. Daß eine ganze Musikkultur, die oft komplette Refrains als Samples in "eigene" Werke einbaut, von der Erlaubnis der Musikkonzerne abhängig sei, daß es daher »eine legale und eine illegale Musikproduktion« gäbe, »müßte uns eigentlich bedenklich vorkommen«, so Stalder.

[Hier wird Urheberrecht, Copyright und Urhebervertragsrecht wild vermischt und Verwertung mit Vermarktung verwechselt. Siehe Glossar am Schluß; Anm.]

Soweit die Theorie, nun zur Praxis

Musiker machen eigene Aufnahmen, um ein neues Werk zu schaffen. So einfach ist das. Felix Stalder ist Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Daß man neue Werke auch schaffen kann, ohne ganze Passagen aus Aufnahmen anderer zu entwenden, sollte ihm eigentlich bekannt sein. Dennoch regt er an, wir sollten unsere Aufnahmen einfach freigeben, also verschenken, damit andere, die kein Musikinstrument erlernt haben, auch kreativ sein können.

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In dieselbe Kerbe schlägt Paul Stepan, Kulturökonom an der Erasmus Universität Rotterdam, wenn er meint: »Das Copyright soll Kreativität ermöglichen.« Stepan gesteht uns sogar eine finanzielle Abgeltung zu. »Durch ein temporäres Monopol soll es Kreativen möglich sein, ihre Fixkosten wieder hereinzuspielen.« Aber, Achtung: Nur die Fixkosten!

Die Kartoffelbäuerin

Jetzt wird es entrisch: Stepan behauptet allen Ernstes, man könne eine CD kaufen und anhören, aber man dürfe »die Musik nicht verändern oder weiterverarbeiten oder sie in einem Film verwenden, denn der Eigentümer kann es untersagen« - und schließt mit einem Vergleich: »In der Fachliteratur wird die Parallele zu einer Kartoffelbäuerin gezogen, die ihren Kunden verbietet, aus ihren Kartoffeln Pommes frites oder Chips zu machen, und ihnen nur die Verwendung für Salzkartoffeln erlaubt. Erste Frage an die Verfechter/innen eines strengen Copyrights: Was ist an diesem Vergleich falsch? Warum sollten diese Rechte für geistiges Eigentum gelten und für Kartoffeln nicht?«

Was ist an diesem Vergleich falsch? Praktisch alles!

Erstens: Wer eine CD besitzt – egal ob gekauft oder kopiert –, kann damit machen, was er oder sie will: Kopieren - digital oder analog -, Teile davon mit Ausschnitten einer anderen CD vermischen, darüber eine neue Melodie oder einen neuen Text legen und das ganze auf einen Rohling brennen. Privat, ohne Einschränkungen. Verkaufen und damit Geschäfte machen, ist allerdings verboten.

Zweitens: Die von der Bäuerin geernteten Erdäpfel werden gekauft, gekocht, geschält – und gegessen. Dann sind sie weg. Ein zweites Mal können diese Erdäpfel nicht verkauft und daher auch nicht gegessen werden. Mit einmal gegessenen Kartoffeln lassen sich also keine Geschäfte mehr machen.

Bei der Musik, sowohl bei Kompositionen als auch bei Musikaufnahmen, ist das anders. Musik kann – nachgewiesenermaßen – praktisch ewig weitervermarktet werden. Das heißt, es wird mit ein und derselben Musik immer wieder Geld verdient. Aber von anderen! Denn diejenigen, die diese Musik geschrieben, interpretiert [eingespielt] und produziert [aufgenommen] haben, sollen für die zweite, dritte, hundertausendste Vermarktung keinen Groschen bekommen. Nicht mehr und nicht weniger verlangt Paul Stepan.

Musiker, Kreative, Konsumenten

Dieser Ansatz ist nicht ganz unsympathisch. Möglicherweise gehen die beiden Theoretiker von einem neuen Wirtschaftsmodell aus, wo alles gratis ist. Bis zur Verwirklichung dieses Modells stehen wir Musikschaffenden, die das "Rohmaterial für die wirklich "Kreativen" liefern, vor der Frage: Wovon sollen wir leben?

PS: Jenen, die einwenden, das Urheberrecht sei überflüssig, denn es gäbe keine neue Musik mehr, es sei doch alles schon komponiert, rufe ich mit Karl Valentin zu: Ja, es ist alles schon komponiert, aber noch nicht von mir!

PPS: Die vollständigen Artikel beider Autoren sind nachzulesen unter Weniger ist mehr sowie Copyright und öffentliches Interesse .


Glossar: Das so genannte Copyright - also de facto das Recht, unerlaubtes Kopieren einzuschränken - ist ein Recht des Produzenten, sprich: des Herstellers von Tonträgern [z. B. der Musikkonzerne]. Das Copyright kommt aus dem angloamerikanischen Rechtssystem.

Das Urheberrecht soll die Rechte der Schaffenden schützen, also der Komponisten, Arrangeure und Musiker/innen. Es ist in der europäischen Rechtstradition verwurzelt.

Das Urhebervertragsrecht regelt, pointiert gesagt, wie schlecht Urheber und Interpreten von ihren Geschäftspartnern [z.B. den Plattenfirmen] behandelt werden dürfen.

Verwertung geschieht in der Regel durch so genannte Verwertungsgesellschaften [AKM, LSG ...], die für Urheber und Produzenten Rechte wahrnehmen, in deren Auftrag Geld kassieren und an sie weiterleiten. Diese Gesellschaften sind nicht auf Gewinn ausgerichtet.

Vermarktung hingegen ist ein auf Gewinn ausgerichteter Vorgang, bei dem z. B. Musikaufnahmen auf CD gepreßt und verkauft werden.

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