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Alte und neue Reiche

Das globale Finanzvermögen liegt bei 33,3 Billionen Dollar. Gleichzeitig müssen immer mehr Menschen in mehreren Jobs arbeiten, um leben zu können.

Wien (19. Juli 2006) - Geld ist eine Ware, konstatierte der Wirtschaftsjournalist Richard Wiens zuletzt in den Salzburger Nachrichten. Diese Ware ist gefragt, [fast] jeder will Geld haben, aber nur wenige besitzen es. Dazu später mehr. Vorerst interessiert uns die Tatsache, daß sich das weltweite Finanzvermögen in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Im Jahr 2005 betrug es unvorstellbare 33,3 Billionen Dollar. Damit dieser Besitz einzelne nicht so stark belastet, wurde er auf 8,7 Millionen Dollar-Millionäre verteilt, 67.000 von ihnen leben in Österreich, und es werden immer mehr.

In einer separaten Liga spielen die Superreichen, jeder von ihnen trägt eine schwere Bürde von mehr als 30 Millionen Dollar. Auf der ganzen Welt gab es im Vorjahr 84.500 dieser so genannten Ultras, in Österreich schätz Gregor Erasim, Teilhaber des Beratungsunternehmens Capgemini, ihre Zahl auf 20 bis 30 Personen.

Nun zu etwas ganz anderem

500 Euro ist auch eine schöne Summe – vor allem im Vergleich zu nichts. Wenn es sich dabei jedoch um ein Monatseinkommen handelt und die wöchentliche Arbeitszeit 60 Stunden beträgt, wird es schon »relativ uninteressant«, wie Niki Lauda analysieren würde. Dabei ist die Betroffene, eine qualifizierte Projektmitarbeiterin bei einer deutschen Werbeagentur, noch gut bedient. Sie hat wenigstens Arbeit.

In Österreich zählte das Statistische Zentralamt [nicht zu verwechseln mit dem Satirischen Zentralamt] bereits 2004 eine runde halbe Million atypisch Beschäftigte. Die meisten von ihnen sind Scheinselbständige, das heißt, sie arbeiten eben nur zum Schein selbständig, und sollten – den Gesetzen folgend – angestellt sein. Anspruch auf die sozialen Errungenschaften haben sie nicht, nach neuer Lesart genießen sie folgende Vorteile: kein bezahlter Urlaub oder Krankenstand, keine Abfertigung, kein Arbeitslosengeld, kein gesetzlicher Mindestlohn. Dafür dürfen sie sich die Sozialversicherung zur Gänze selbst bezahlen.

Der Kultursektor wächst überproportional

Rund 129.000 Erwerbstätige arbeiten im österreichischen Kultursektor, pro Jahr werden es um 4,8 Prozent mehr. Die Zahl der [Schein]Selbstständigen liegt hier bei fast 50 Prozent, und dieser Anteil wächst viermal schneller als am übrigen Arbeitsmarkt. Nur das Einkommen wächst nicht. Es bleibt niedrig bis sehr niedrig.

Zum Kultursektor zählen auch die Kunstschaffenden. Zuverlässige Schätzungen [also meine] gehen von rund 20.000 freien Künstlerinnen und Künstlern aus, dazu kommen nicht mehr als 3.000, die angestellt arbeiten. Daß diese Zahlen richtig sind, bestätigt auch ein Blick in die Statistik des Künstler-Sozialversicherungs-Fonds [KSVF]. Vor fünf Jahren hatten wir prophezeit, rund 10.000 Kunstschaffende würden einen Antrag auf Zuschuß zur Pensionsversicherung stellen. Derzeit liegen heute tatsächlich rund 8.500 Anträge vor [2.400 von Musikschaffenden]. Davon wurden cirka drei Viertel positiv beschieden, ein Viertel wurde abgelehnt. [Details]

Was verdienen wir?

Über Geld redet man nicht, Geld hat man. Dieser Stehsatz trifft auf die Kunstschaffenden nicht zu. Wieviel Geld wir nicht haben, zeigt ein kurzer Blick auf die Einkommensgrenzen, die Voraussetzung für die Gewährung des Zuschusses sind. Wer mehr als 19.600 Euro oder weniger als 4.000 Euro im Jahr erwirtschaftet [Gewinn], hat automatisch keinen Anspruch. Im Umkehrschluß: 8.500 Kunstschaffende bewegen sich genau in diesem Einkommensbereich, die meisten aber unter 10.000 Euro Jahresgewinn. Die Kunst ist also eine brotlose. Wie motiviert, wie beseelt muß ein Mensch sein, um sie trotzdem auszuüben – oder wie verzweifelt?

Zurück an den Anfang

Die meisten Atypischen sind noch jung. Sie sind eher bereit, Werkverträge und – trotz hoher Qualifikation – schlechte Bezahlung zu akzeptieren. Nur krank dürfen sie nicht werden. Dann fällt nicht nur das Einkommen weg, sondern zusätzlich ist noch der Arzt oder das Spital zu bezahlen. Gesamtwirtschaftlich betrachtet kommt es zu einem dramatischen Wegbrechen der Kaufkraft. Wer kein Geld hat, kann sich nichts leisten. Die Konjunktur bricht zusammen und unsere Volkswirtschaft kollabiert.

Die Superreichen ficht das nicht an. Sie können bequem weiterleben bis ans Ende ihrer Tage. Womit wir noch einmal an den Anfang zurückkehren. Geld ist eine Ware. Tatsächlich wird die Menge dieser Ware von wenigen Personen kontrolliert, die ihrerseits – praktischerweise – von niemandem kontrolliert werden. So betont die Europäische Zentralbank stets stolz, sie arbeite unabhängig von der politischen Einflüssen und richte sich ausschließlich nach wirtschaftlichen Erfordernissen.

Mister Moneymaker

In den USA hat der Kongreß vor rund hundert Jahren auf sein Monopol, Geld in Umlauf zu bringen, verzichtet und es der bekannten Federal Reserve übertragen, die zwar als amerikanische Bundesbank bekannt ist, sich aber im Besitz einiger Privatbanken befindet. Die Österreichische Nationalbank gehört mehrheitlich der Republik, aber auch in Großbritannien haben sich Privatpersonen längst das Geldmonopol gesichert. Geld bringt eben Geld. Sie allein bestimmen, wieviel Geld gedruckt und zu welchem Zinssatz es verliehen wird.

Kein Wunder, daß einige immer reicher werden, während viele immer mehr und immer billiger arbeiten müssen, um überleben zu können. Superreiche sind nicht so reich, weil sie so fleißig waren, sondern weil wir so fleißig sind. Wer arbeitet, hat eben keine Zeit, Geld zu verdienen.

PS: Ein kleiner Trost: Geld allein macht auch nicht glücklich, wenn man keines hat.

Quellen: World Wealth Report [Capgemini/Merril Lynch], Salzburger Nachrichten, Institut für Kulturkonzepte Hamburg/Wien, alle Zahlenangaben wurden gerundet.

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