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Wien (15. Dezember 2003) - Wer in Österreich Musik macht, wird - in der Regel - sowohl vom ORF als auch von den so genannten Privaten ignoriert. Auf Anfrage heißt es dann: "Wir wollen das schon senden, aber wir können nicht, weil ... " - und dann folgt eine Latte an Begründungen. Die Hitparade der Ausreden, warum man die hier produzierte Musik nicht ins Programm nehmen kann, führt nach wie vor das Format an: "Tolles Lied, gut interpretiert und gut produziert, aber leider, leider paßt es nicht in unser Format."
Kein Format ist auch ein Format
Was das eigentlich sei, dieses ominöse Format, diese Antwort bleibt man uns geflissentlich schuldig. Nur die Hartnäckigsten erfahren auf ständige Nachfrage "Wir haben gar kein Format" [Originalton Ö3-Chef Georg Spatt], verbunden mit der netten Aufforderung "Bringt uns eure CDs!" - eine Einladung zu einer endlosen Reise ins Nirgendwo.
Einige Zeitgenossen sind mit diesem Zustand ganz zufrieden. Aus einer stärkeren Präsenz heimischer Musik zögen sie nicht nur keinen Vorteil, sondern müßten sogar finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Statt ohne großen Aufwand Gelder ohne nennenswerte Gegenleistung kassieren zu können, müßten sie Aufbauarbeit für unsere eigene Musikkultur leisten. Aber warum investieren, solange der Rubel rollt?
Nach mir die Sintflut!
Die professionellen Handaufhalter haben es sich bequem gemacht, und sie sitzen überall. Nicht der ORF ist unser Gegner, sondern diejenigen die ihn sehenden Auges in den Untergang steuern. Ein ORF, der das heimische Schaffen nicht mehr stolz präsentiert, sondern es - wenn überhaupt - verschämt im Nachtprogramm versteckt, verliert über kurz oder lang seine Basis, finanziell wie kulturell. Eine reine Abspielstation für angloamerikanische Filme, Fernsehserien und Musik, die unsere regionale Kultur im wesentlichen in Form des Neujahreskonzertes berücksichtigt, verliert ihren öffentlich-rechtlichen Charakter - und damit den Anspruch auf Rundfunkgebühren. Für den Betrieb einer solchen Abspielstation ist nur mehr das Rumpfpersonal vonnöten, alle anderen werden zuerst ausgelagert und dann - mangels Produktionsaufträgen - entlassen.
So stellen wir uns die Zukunft unseres ORF nicht vor! Um diesen Fehlentwicklung zu stoppen, müssen wir uns natürlich zuerst an die Verantwortlichen im ORF wenden. Aber wenn klar wird, daß auch sie nur Anweisungen befolgen, wird es notwendig sein, die Politik erneut und mit größerem Nachdruck als bei unserem ersten Vorstoß, der Bürgerinitiative Österreichische Note vom Mai 1997, mit dem Thema zu befassen. Politische Verantwortung zu tragen, heißt auch, die Kunst des eigenen Landes zu pflegen, und das nicht nur in Sonntagsreden. Die Bürgerinitiative ist in den Tiefen des Parlaments verloren gegangen. Aber jetzt stehen die Zeichen auch in Deutschland und in der Schweiz auf Sturm, sprich: Quote.
Die Zeit für eine konzertierte Aktion ist reif und günstig. Auf die Frage "Momentan wird Überlegt, deutsche Medien mittels Quotenregelungen zu verpflichten, mehr neue oder mehr deutsche Musik zu spielen. Was halten Sie von solchen Quoten?" antwortete Dieter Gorny von Viva: "Wir sind ja seit zehn Jahren die einzigen, die das machen, und zwar sehr erfolgreich. Wir haben für deutsche Produkte eine Quote von etwa 40 Prozent - das entspricht exakt dem Marktanteil." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
PS: Nicht die Kultur steckt in der Krise, den Verkäufern sind die Ideen ausgegangen. "Weltweit wird die Kultur von einer Art Merkantilismus aufgefressen", analysiert Nikolaus Harnoncourt, "man sieht nur, es muß etwas Geld einbringen und es muß etwas in die merkantile Ordnung [ins Format, d. Red] hineinpassen. Nicht die Kultur steckt in der Krise, Krise ist höchstens, daß wir einen Mist für Kultur halten."
Zum Nachlesen: Angebot des ORF - 28. August 2002, Es gibt kein Format - 24. September 2002
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