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Das Leben ist kein Hit

Roland Düringers Beitrag zum Amadeus 2005 geriet zu einer Abrechnung. Mit feiner Klinge skelettierte er die formatierte Hitradio-Gesellschaft. Seine Rede im Wortlaut.

Wien (5. Mai 2005) - Es ist etwa 21:15 Uhr. Roland Düringer betritt die Bühne des Fernsehtheaters im ORF-Zentrum Wien: »Das Erste, was ich sagen möchte, ist, daß es bei euch viel lustiger zugeht als bei der Romy [Applaus]. Ich bin ja praktisch nicht vom Fach, ich bin ja wirklich ein Laie, ein Musikkonsument, weiß aber, daß sich 1974 die Musikwelt sehr geändert hat. Da war ich in der ersten Klasse Unterstufe, und wir haben eine neue Musiklehrerin gekriegt, damals. Das war eh a Nette, an und für sich, ein recht junges Dirndl aus der Steiermark. Es war die erste Stunde, und sie hat gesagt, wir können uns ein Lied aussuchen, was wir singen.

Und ich habe furchtbares Pech gehabt: Ich habe damals in der ersten Reihe sitzen müssen, da war irgendein Vorfall wahrscheinlich vorher. Das ist ja ganz g'schissen, wenn Du vorne sitzen mußt. Dann haben wir gestritten, welches Lied gesungen wird, und sie hat die Wanderklampfe ausgepackt, hat die Gitarre gestimmt, und auf einmal hat sie dann - ganz belanglos - etwas angerissen: Pam, pam paaam - pam, pam, papaaam!

Mich hat´s gerissen, und ich hab´ g'sagt: Bitte, Frau Fachlehrer, was ist das? - Hat sie g´sagt: Düringer! Smoke On the Water. Kennst Du nicht Deep Purple?!

Häh? Nie gehört! - Woher auch? Aufgewachsen zuhause mit Radio [Applaus], also Heinz Conrads, Autofahrer unterwegs und Blaugelbes Wunschkonzert und das ganze Programm halt.

Von dem Moment an hat sich wirklich einiges verändert in meinem Leben. Ich hab´ dann bei diesen Schulparties immer Widerstand geleistet, hab´ dann immer meine Cassetten reingegeben, hab´ wirklich alle gequält mit Deep Purple, Led Zeppelin, mit In A Gadda Da Vida von Iron Butterfly, später dann mit Billy Cobham und Stanley Clarke, mit Al DiMeola, mit Drahdiwaberl - auch mit dem Morak [Lachen, Applaus], man soll´s nicht glauben ...


Roland Düringer, Foto: Lukas Beck

Das war eben eine andere Zeit, und natürlich hat das Klassenimperium zurückgeschlagen mit den Bay City Rollers, Baccara, Abba, Smokey - und das hat sich bei mir so gehalten, daß ich irgendwie ein Randglied der Gesellschaft geblieben bin, musikalisch. Und das hat bei mir deswegen den Grund gehabt, daß ich in der ersten Reihe gesessen bin und das mitgekriegt habe, was die da anreißt auf der Gitarre, nämlich Smoke On The Water. Wenn das nicht so gewesen wäre, stitzad ich wahrscheinlich auch im Auto und tät wirklich Radio hören. [Applaus].

Hörat mir Musik an, die da beim einen Ohrwaschl einegeht, mich im Hirn net wirklich viel aufregt, mir probiert durch viele Wiederholungen einzureden, daß des eh super is´, und sich dann wieder aus dem anderen Ohrwaschl außeschleicht. So aber habe ich meine eigene Hitparade im Auto. Ich hab´ CDs - gekaufte CDs [Applaus], und das ist auch eine Musik, die geht bei dem einen Ohrwaschl eine, nur dann - plötzlich - rutscht die irgendwie da wo owe, da ganz tief in Bauch eine und erfreut meinen kleinen Geist und meine kleine Seele. Weil diese Musik selber auch eine Seele hat, weil der, der die Musik g´macht hat, ein Stückchen was hergegeben hat, nämlich ein Stück von seiner Seele.

Es ist schön, daß es in Zeiten der formatierten Gesellschaft und des Formatradios auch noch Alternatives gibt. Das Leben ist nämlich in Wirklichkeit kein Hit. Das Leben ist viel spannender, glauben S´ es mir! [Jubel und Applaus]

Und in der Kategorie Jazz, Blues, Folk, wo es ja schon lustig ist, daß man das in einen Topf einehaut, so praktisch: Wurscht, des paßt eh irgendwie z´samm [Jubel, Düringer bekommt hektische Zeichen von der Regie]. Ich weiß, daß die MAZ kommt, ich weiß es schon. Die wacheln ganz aufgeregt. Ja, i waas scho´. Es wurden nominiert: MAZ - Paul Zauner Ensemble featuring Eddie Henderson, Hans Theessink Band, Maria Bill, Cafe Drechsler und Hubert von Goisern.

Na, ja. Und der Amadeus - jetzt hab´i vor lauter Aufregung das Ganze zerrissen, i kann´s aber noch lesen -, geht an Radio Snacks und Cafe Drechsler. Gratuliere!«

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