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So machen es alle

Warum sendet der ORF – und mit ihm nahezu alle anderen Rundfunksender – so wenig Heimisches? Hier die meistzitierten drei Gründe.

Wien (17. Jänner 2005) - Wer mit ORF-Managern spricht, bekommt im wesentlichen drei Argumente zu hören, warum der selbstproduzierte bzw. heimische Programmanteil derart klein ist: 1. Es gibt hier nichts; 2. Wir haben zuwenig Geld für eigene Produktionen und 3. das Publikum will das internationale Repertoire.

Nun gut, wer wird schon gegen den erklärten Willen des Publikums Programm machen? Aber gehen wir der Reihe nach vor. Ad 1): »In Österreich wird zuwenig produziert«, formulierte kürzlich Hörfunkdirektor Kurt Rammerstorfer in einem Interview für die Gewerkschaftszeitschrift DABEI eine Variation des Themas Wir können nicht mehr senden, es gibt ja hier nichts!

Ad 2) »Wir haben zuwenig Geld für mehr eigene Produktionen«, erläuterte Wolfgang Lorenz, Leiter der ORF-Hauptabteilung Planung und Koordination, in der heutigen Sitzung des Publikumsrates sinngemäß. Anlaß war eine von der ORF Markt– und Medienforschung vorgelegte Studie, die sich eigentlich mit den Rollenbildern in TV-Unterhaltungsserien beschäftigt. Auf meine Nachfrage stellte sich heraus, daß 100 % [in Worten: hundert Prozent] der speziell für ein junges Zielpublikum gesendeten Fernsehserien aus US-amerikanischer Fertigung stammen. Da könnten wir schon aus rein finanziellen Gründen nicht mithalten, meinte Lorenz und fügt hinzu, daß

ad 3.) »das Publikum halt genau diese Serien anschaut, während eigene Formate, wie das Magazin 25, mangels Publikumsinteresses leider eingestellt werden mußten.« Resümee: Da kann man – siehe oben – beim besten Willen nichts machen! [Daß eine vom Gallup-Institut durchgeführte repräsentative Umfrage ergeben hat, das Publikum wünsche eine ausgewogenes Programm mit gleichen Anteilen für In- und Ausländisches, spielt sowieso keine Rolle.]

Wo kein Wille, da kein Weg!

Alle drei »guten« Gründe halten einer genauen Überprüfung nicht stand.

1.) In Österreich wurden von unzähligen Labels schon 1995 rund 3.500 CDs produziert und veröffentlicht [lt. Studie der Musikuniversität Wien], und man sollte meinen, es wäre auch für jeden Geschmack [oder Format] genug qualitativ Hochwertiges dabei.

2.) Auch der ORF muß sparen. Ganze Abteilungen auszudünnen, die Produktionen auszulagern, ist aber mit Sicherheit der falsche Weg, um als eigenständiges Unternehmen mit »unverwechselbarem Programm« [Wolfgang Lorenz] zu überleben. Das gilt nicht nur fürs Fernsehen. Im Radio ist das Sparargument kompletter Humbug. Die meisten Musikproduktionen werden bekanntlich frei Haus geliefert.

3.) Es gibt kein selbstverständliches Recht für Produktionen aus Österreich, gesendet zu werden. Nur das Beste soll über die Sender gehen. Aber um Qualität von Schrott zu trennen, dazu braucht es Fachleute – Musikexperten, die, von Konzerninteressen unabhängig, für den ORF arbeiten. Sobald wir auf allen Sendern wieder wahrnehmbar sehr gute neue Produktionen auch aus Österreich hören [und sehen] können, wird die Frage an das Publikum Wie gefällt es euch? wieder ernstzunehmendere Ergebnisse bringen. Im Augenblick ist die Standardantwort, die Leute seien mit dem derzeit gebotenen Programm zufrieden, sonst würden sie es ja nicht konsumieren, bestenfalls eine Ausrede.

Die Rolle der Plattenfirmen

Nicht außer acht zu lassen sind die Unterhaltungskonzerne, die großen Vertriebsorganisationen und die so genannten Major labels. Ihre internationalen Veröffentlichungen werden ohnehin konstant gesendet, sie haben tatsächlich also gar keinen Grund zur Klage. Der Rubel rollt. Kleine Länder allerdings stehen vor großen Schwierigkeiten, den Konzernen das regionale Schaffen schmackhaft zu machen. Für transnational agierende Firmen ist es nämlich billiger und gewinnträchtiger, eine einzige große Produktion weltweit zu verkaufen als auf viele kleinere Produktionen und Märkte zu setzen.

Die Gretchenfrage

Wer kulturelle Vielfalt will, muß gesetzliche Rahmenbedingungen fordern, die allen eine faire Chance bieten. Wobei eines klar ist: Überall auf der Welt werden sich Menschen finden, die zu McDonalds essen gehen. Das alleine führt noch nicht zum Einheitsbrei. Wenn aber keine Alternative mehr existiert, wenn das letzte bodenständige Gasthaus zugesperrt hat, weil Einheimische nur mehr in Hinterzimmern kochen und servieren dürfen, ist es Zeit, sich zu besinnen.

PS: Für Österreich und seine Musikszene heißt das: jetzt. Es ist noch nicht zu spät. Guten Appetit.

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