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Wien (23. Dezember 2004) - Was mittelmäßig bleibt, spornt zu keinen substanzvollen Analysen an. Trotzdem sei es um der Sache willen versucht. Der ORF zwängte unlängst österreichische Musik der letzten Jahrzehnte von Falco über Edelweiss, Count Basic und Bingo Boys bis zu Jazz Gitti sowie A3 und Konsorten unter dem unglücklich und fälschlich gebrauchten Signet Austropop ins nach Jahrzehnten aufgesplitterte Showformat, wie es seit Jahren lähmend und quotenträchtig aus Deutschland kommend auf heimische Bildschirme drängt.
Ein bißchen ... ist nicht viel
Ein bißchen nostalgisch war es, ein bißchen unfreiwillig komisch, ein bißchen ambitioniert, ein bißchen fad, ein bißchen gute Quote hat’s gemacht, ein bißchen ist angerufen/gevotet worden, ein bißchen schwach recherchiert in manchen zugespielten Beiträgen, ein bißchen immer Daumen runter von Lukas Resetarits, ein bißchen deplatziert Adriana Zartl oder auch Rainer Schönfelder, ein bißchen letztgültige Markus Spiegel-Analysen, ein bißchen haben sich DoRo selber gefilmt.
Ein bißchen sehr leiwand wie Danzer Fendrichs Bösendorfer-Playback als reife pianistische Leistung lobt, ein bißchen uns und das Publikum im Saal wie immer als Vollidioten behandelt von der doch hoffentlich bald entzauberten Strahlefrau Arabella, also ein bißchen unnötig und ein bißchen eh nicht so schlecht, im Grunde genau das, was des ORFs Mainstreamsender normalerweise zu bieten haben: Mit bewußter öffentlich-rechtlicher Halbqualität wird in den Spagat zwischen Anspruch und marktgeforschter Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Kompatibilität gegrätscht. Das Ergebnis unterscheidet sich vom Einheitsbrei der Konkurrenz maximal in Spurenelementen.
Rainhard Fendrich »I´m From Austria« - Der Austropophit! [Foto: Dietmar Lipkovich]
Viele kompetente und innovationsfreudige ORF-Redakteure/Regisseure [allerlei Geschlechts] haben seit Jahren sinnvolle Musikshow- und Musikdoku-Konzepte in der Schublade. Die aber muß geschlossen bleiben, bis man mit Jahren Verspätung dann doch die internationalen Erfolgsformate mit putzigem Lokalkolorit nachstellt. Was entsteht, ist weder international konkurrenzfähig noch von einer so stringenten österreichischen Identität durchdrungen, daß das Ergebnis chancenreich über die Grenzen strahlen könnte.
Der Content wird dann schnell zum Buhmann; die Lehre für Künstler: Das eigene Schaffen nur äußerst selektiv oder nicht den (heimischen) Medien - Ausnahmen bestätigen die Regel - ausliefern, so entsteht und hält sich Identität. Also besser authentisch im Wohnzimmer verweilen als sich am globalisierten Medienmarkt zu opfern. Große Künstler werden immer wieder gerne erst im Pensionsalter entdeckt.
PS: Statt der vorweihnachtlichen Austro-Pop-Shows sollte der ORF ab Dezember 2005 in einer großen Abendsendung die Top-Musik-Acts/VÖs des zu Ende gehenden Jahres präsentieren - ohne Verkaufs-Numerus Clausus und, wenn’s quotenabgesichert sein soll und ohne Promis eben nicht geht, von mir aus auch mit Mentorensystem. Eine sinnvolle und qualitätvolle Initialzündung für Musiksendungen mit Abstrahlwirkung und Multiplikationspotential/funktion tut Not, und zwar - wie seit Jahren gefordert - jetzt!
* Dr. Dings gibt es übrigens wirklich.
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