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Wien (25. Oktober 2004) - "Ich höre das, was mir gefällt und möchte nicht, daß man mir etwas vorschreibt", antwortet Selina Borchardt [12] auf die Frage, was sie von einer Quotenregelung halte. Von einer Zwöfjährigen darf sich in der Regel noch keine eigenständige Meinung zu komplexen Themen erwarten. Aber der Weg zum »domestizierten Primaten« Robert Anton Wilsons scheint vorgezeichnet. Der Gruppendruck ist groß. Jede Abweichung wird bestraft
Die obige Frage wurde übrigens von der Dithmarscher Landeszeitung gestellt, die sich in bemerkenswerte Breite zur gerade aktuellen deutschen Quotendebatte äußert. So zitiert sie beispielsweise Klaus Peters aus Weddingstedt, der zurzeit in Hamburg wohnt und nebenbei als DJ arbeitet: "Es geht auch darum, daß die Massen genau das hören, was die Radiostationen ihnen vorsetzen, diese Entwicklung ist doch schon eine Reglementierung."
"Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Vermarktung der Musik und kultureller Vielfalt." Und die Kieler Nachrichten analysieren: "Der Markt bevorzugt das Massenprodukt. Je standardisierter, desto billiger. Je größer der Absatz, desto höher ist der Gewinn." Während große Medienunternehmen ihre Umsätze mit ausgeklügelten PR-Strategien und Produktionen wie zum Beispiel Deutschland sucht den Superstar erzielten, könnten Klein- und Mittelständler nur in klingende Münze umsetzen, was die Region an Talenten und bezahlbaren Vermarktungsmöglichkeiten hergibt, so die norddeutsche Regionalzeitung.
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Freie Presse? Augen zu - und durch!
"Was am Markt nicht bestehen kann, soll vom Staat beschützt werden", schreibt dagegen die Zeit und setzt fort: "Daß mit solch protektionistischen oder restriktiven Maßnahmen mehr zu erreichen ist als Schadensbegrenzung, können selbst Zweckoptimisten nicht glauben." Die Zeit, im Vergleich zur Dithmarscher Landeszeitung ein Riese und eine im ganzen deutschen Sprachraum gelesene "liberale" Wochenzeitung [Eigendefinition], ignoriert dabei völlig, daß [Pop-]Musik aus Deutschland am Markt sogar sehr erfolgreich ist - und trotzdem kaum gesendet wird.
Politisch steht die Zeit traditionell eher links. Wie überhaupt auffällt, daß die Linke - vermutlich aufgrund ihrer internationalistischen Grundeinstellung - heftiger gegen gesetzliche Quoten argumentiert als die Kollegen von der rechten Fraktion. Die vom "freien Markt" verordnete Quote nehmen - und das ist wirklich bemerkenswert - beide nicht zur Kenntnis. Daß man auch Intellektuelle gleichschalten kann, würden sie allerdings brüsk zurückweisen.
Gesammelte Vorurteile
Nochmals zurück zur treffenden Analyse der Kieler Nachrichten. Dort werden die gebräuchlichsten Vorurteile aufgelistet: "Wer für die Quote ist, habe grundsätzlich etwas gegen die überwiegend englischsprachige Pop- und Rock-Musik." Oder: "Wer für Minderheitenschutz per Quote eintritt, will erzwingen, daß Musik ausgestrahlt wird, deren Qualität nicht ausreicht, um auf dem Markt erfolgreich bestehen zu können." Und auch das Totschlag-Argument darf nicht fehlen: "Wer ein Anhänger deutscher Musik ist, zeigt eine nationalistische Gesinnung. Als sich Heinz-Rudolf Kunze Anfang der 90er für die Radioquote stark machte, schob man ihn flugs in die Ecke der Deutschtümler und Heimatromantiker." Daß man Kunze sogar der nationalsozialistischen Wiederbetätigung zieh, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Die Wirtschaft regiert "Nicht der Bundeskanzler, nein, die Wirtschaft regiert!" überlegt der deutsche Kabarettist Frank-Markus Barwasser (links) in seinem Programm "Taten statt Worte" laut und degradiert die Politik zu einem subventionierten Kasperltheater ohne Unterhaltungswert. Das Publikum beweist Humor, indem es trotzdem lacht. Ob Barwasser damit ins Schwarze trifft oder nicht, weiß jeder Interessierte. Große Zeitungsverlage leben von Anzeigenkunden, und weltweit agierende Konzerne reagieren gar nicht erfreut auf absatzschädigende Berichterstattung. Regionalzeitungen hingegen finanzieren sich über die klein- und mittelständische Wirtschaft - erreichen aber nur ein kleineres Publikum. Formatradio und Fernsehformate sind - bei näherer Betrachtung - ebenfalls ein Diktat. Alles dient der Marktbereinigung, der Auschaltung lokaler Konkurrenz und führt letztlich zu einer armseligen Monokultur. Aber nur ein Schelm wird das angeblich freie Spiel der Marktkräfte als totalitäre Konstruktion bezeichnen. |
Freiheit neu
Resümee: Österreich ist frei!, schmetterte vor bald fünfzig Jahren Außenminister Leopold Figl vom Balkon des Wiener Belvedere. Heute sind wir vor allem frei zugänglich und bald auch frei von österreichischer Gegenwartskunst. Wer darüber nicht froh ist, der nimmt einen nationalistischen Standpunkt ein und ist politisch nicht korrekt.
PS: Die Moral von der Geschicht: Von ferngesteuerten Massenmedien dürfen wir uns nichts erwarten - und genau das bekommen wir auch!
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