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Was es heißt, Deutscher zu sein

Musikschaffende jeden Alters und Politiker wollen sie – die deutsche Quote im Radio. Allein die Mainstream-Presse meint: überflüssig!

Wien/Berlin (4. Oktober 2004) – Tag der deutschen Einheit. Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt. Das scheint im Deutschland des beginnenden 21. Jahrhunderts, in Deutschland am Rand einer Wirtschaftskrise – oder am Ende schon mittendrin - dringend geboten.

Mit den Werken der Kunstschaffenden läßt sich viel Geld verdienen. Die Unterhaltungsindustrie zählt weltweit zu jenen Branchen mit den höchsten Zuwachsraten; und dem Tüchtigen gehört die Welt – in unserem Fall: dem Geschäftstüchtigen. Die Bilder zu dieser Welt liefert Hollywood, je nach Zahlungsfähigkeit der Abnehmer als Action-Spektakel Marke Blutoper, Wildwest B-movie oder Vorabend-Fernsehserie, am liebsten im Paket: einen Kassenschlager und neun Programmfüller. Die Musik dazu kommt ebenfalls aus den amerikanischen Tonwerkstätten, nur im Verhältnis 1 : 1000, es wird eben nur jede tausendste Produktion ein Hit.

Format, dein Wille geschehe ...

Weil aber nirgends geschrieben steht, daß Musik nur in den Vereinigten Staaten aufgenommen werden darf, macht sich auch hierzulande die Jugend frisch ans Werk; und, siehe da, dem Publikum gefällt’s. In deutschen Hitparaden belegen deutsche Produktionen die vordersten Plätze. Das Publikum hat abgestimmt, und zwar an der Kasse. Nur bis zu den diversen Hitradios hat sich das Abstimmungsergebnis offensichtlich noch nicht durchgesprochen. Die dudeln – von der Realität unbeeindruckt - nach wie vor brav die American Top40 rauf und runter. So will es das Format.

Unbekümmert folgen die jungen Bands aus Deutschland derweilen der Einsicht, daß Qualität und Schrott überall zu finden sind, und produzieren – von deutscher Geschichte und bis ins vierte Glied zugeteilter Schuld unbeleckt – munter drauflos. Das sorgt für Verwirrung in den Vorstandsetagen. Dort ist man bemüht, auch in Zeiten sinkender Verkaufszahlen das Repertoire der Konzernmütter zu verkaufen. Die lästige Konkurrenz im eigenen Land wird daher gekündigt, die Verträge nicht verlängert.

... in den USA, in Asien wie in Europa

Das ist gar nicht gut für die deutsche Wirtschaft, sagt die mittelständische deutsche Wirtschaft. Das ist gar nicht gut für die deutsche Kultur und für das Selbstverständnis der Jugend, sagt die Politik – und fordert die Quote. Halt, sagt das intellektuelle Feuilleton. Junge deutsche Musiker, die gerade auf der Suche seien, was es heißt, Deutscher zu sein, bräuchten nicht die Hilfe der Politik. »Die Popmusik [und um die geht es als Wirtschaftsfaktor zuerst], die Popmusik in Deutschland ist stark genug, um ohne staatliche Unterstützung auszukommen«, schreibt die angesehene Welt am Sonntag. [Die Amerikaner sehen das in ihrem Land – nebenbei – ganz anders. Popmusik ist jenseits des Atlantiks ein quasi nationales Anliegen. Aber das müssen wir in Europa ja nicht unbedingt wissen.]

Protest gegen eine gesetzliche Quote kommt – erwartungsgemäß – von den Privatradios. Sie argumentieren, sich - ohne Gebühreneinnahmen - ganz nach dem Markt richten zu müssen, um überleben zu können. Daß die Musik der Eingeborenen auf dem Markt sehr erfolgreich ist, nehmen sie allerdings ganz vehement nicht zur Kenntnis. Orientierten sich die Privatradios tatsächlich nach dem Markt, müßten sie sofort mindestens 50 Prozent Eingeborenenmusik senden. Die aber paßt – siehe oben - nicht ins Format!

Was heißt Format?

Format, so schreibt der Brockhaus, ist eine verbindliche Anordnung, die in unserem Fall von den Zentralen der Musikkonzerne in Holland, England und den USA erteilt wird. Wer sich solchen Anordnungen nicht unterwirft, kann den Hut nehmen. Wie Tim Renner in Deutschland und Manfred Wodara in Österreich, um nur zwei Namen zu nennen.

»Die Betreiber von Formatradios sind nicht so sehr an Qualität, sondern vielmehr an hohen Werbeeinnahmen interessiert«, schreibt mediamanual.at – und weil Werbung zielgruppenorientiert eingesetzt wird, folgt auch die Werbeindustrie dem Diktat des Formats. Sender ohne Format bekommen keine Werbung – und müssen zusperren.

Hintergrund des Konflikts ist die Auseinandersetzung zwischen den Jüngern des unregulierten Freihandels und den Anhängern selbstbestimmten Wirtschaftens – eine Auseinandersetzung, die längst den Status eines Krieges erreicht hat. Die Vorbeter des Neoliberalismus behaupten beispielsweise, daß nach GATS-Regeln eine Vielzahl von Kulturpolitiken als handelspolitisch unerwünschte Diskriminierungen einzustufen sind. Während sie ihre eigenen Märkte schützen, betrachten sie den Rest der Welt als ihr Territorium, wo einheimische Konkurrenz stört und daher auch ausschaltet wird.

Dabei besteht zwischen dem berechtigten Anspruch der Eingeborenen auf Markt- und Medienzugang und der Forderung nach freiem Austausch mit kulturellen Produkten gar kein Widerspruch – solange auch die Verfechter des liberalisierten Welthandels einen Grundsatz akzeptieren: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.

PS: Wer, dieses Prinzip mißachtend, die Anhänger der Selbstbestimmung als nationalistisch und antiamerikanisch diffamiert, findet sich schnell im Verein der nützlichen Idioten wieder. Detaillierte Aufnahmebedingungen senden wir ihnen gerne zu.

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