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Plädoyer für die Quote

Im Vorfeld der Popkomm 2003 unterstützt Ex-Kulturminister Nida-Rümelin den bayerischen Staatsminister Huber in der Quoten-Debatte und spricht vom "dramatischen Verlust an musikalischer Artenvielfalt".

München (6. August 2003) - Die Verfechter einer 50:50-Quote für öffentlich-rechtliche Radiosender erhalten Unterstützung von einem prominenten Vertreter dieser Forderung. Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin war bereits vor einem Jahr vehement für eine Quote eingetreten [siehe unser Bericht vom 19. August 2002, Archiv] und meldet sich nun in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung erneut in der Quoten-Frage zu Wort.

Die Debatte, so schreibt er, werde immer grotesker. Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik sei, dem werde unterstellt, er wolle mehr Schlager und Volksmusik in den Radiosendern - und habe was gegen die überwiegend englischsprachige Pop- und Rockmusik. Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik sei, der wolle erzwingen, daß Musik gesendet wird, deren Qualität nicht ausreicht, um auf dem Markt erfolgreich zu sein, deckt Nida-Rümelin die Gegenpropaganda auf und nennt gleich auch "das vielleicht wirksamste Vorurteil: Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, zeigt eine nationalistische Gesinnung."

"Das ist alles Humbug, so gern es auch wiederholt wird", weist Rümelin die Anschuldigungen zurück. "Vielleicht helfen ein paar Fakten: Deutschsprachige Rock- und Popmusik - ich rede jetzt nicht von Schlager- und Volksmusik - wird in deutschen Radiosendern kaum noch gebracht. Unter den 50 meistgespielten Liedern [etwa in den Top 50 Airplay Charts, ermittelt von Music Control] kommt manchmal ein deutscher Titel vor, das bewegt sich unterdessen in der Größenordnung von zwei Prozent."

Plädoyer für die Quote: Nida-Rümelin

Den Befürwortern einer Quote gehe es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität, erläutert Nida-Rümelin und analysiert die derzeitige Lage: "Es sind immer die gleichen Titel, die wir zu hören kriegen. Die Zahl der im Rundfunk gespielten Titel ist von früher über eine Million auf rund Tausend geschrumpft. Wir erleben also einen dramatischen Verlust an musikalischer Artenvielfalt, der das Schrumpfen biologischer Arten noch weit übertrifft: Es bleibt am Ende wohl nur noch eine Art übrig: englischsprachig und daher für den globalen Markt geeignet, schlicht in der künstlerischen Qualität und für die großen internationale, angelsächsisch dominierte Musikindustrie einträglich."

Es müsse daher eine Vereinbarung gefunden werden, die im Sinne eines Minderheitenschutzes sicherstellt, daß mehr Neuheiten zu hören sind. "Wir hören in Deutschland nicht nur immer weniger deutsche, sondern auch immer weniger französische, spanische oder italienische, ganz zu schweigen von russischer oder polnischer Musik", so Rümelin.

Erster Vorstoß wurde abgewürgt

Als 1996/97 der Deutsche Rock- und Popmusikerverband, eine Partnerorganisation der Musikergilde, einen ersten Vorstoß für eine Quote unternahm, war die Aufregung groß. Schon damals wurde dieser Initiative nationales Denken unterstellt, was angesichts ihrer Unterstützer von Udo Lindenberg und Konstantin Wecker einigermaßen bizarr anmutet. Die deutsche Tonträgerindustrie stellte sich seinerzeit gegen diese Initiative. Mittlerweile hat sie - nicht zuletzt durch massive Umsatzrückgänge - ihre Meinung geändert, setzt auf den musikalischen Nachwuchs und unterstützt die Quotenforderung.

Harakiri des Marktes

Wer die Sinnhaftigkeit einer Quotenregelung in Frage stelle, blicke nach Frankreich, rät Rümelin. Die starke Ausrichtung an französischen Stars habe Frankreich vom allgemeinen Trend des Umsatzrückgangs abgekoppelt. Dort gilt eine mit europäischen Wettbewerbsrecht vereinbare - Quote von 40% französischsprachiger Titel, und davon müssen mindestens 20% neue Titel (kombinierte Sprach- und Neuheitenquote) sein. "Wir haben hier ein schönes Beispiel dafür, daß Regellosigkeit nicht immer von ökonomischem Nutzen ist oder anders, daß der freie Markt gelegentlich die Grundlagen seines ökonomischen Erfolges selbst - hier: das kulturelle Interesse - zerstört", argumentiert Rümelin.

"Der mit rund sieben Mrd. Euro Zwangsabgabe finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann dieses Privileg nur rechtfertigen, wenn er seinem Bildungs- und Kulturauftrag gerecht wird. Artenvielfalt der Kultur und speziell der Musik zu sichern, gehört dazu", schließt Professor Rümelin, der heute Philosophie an der Universität Göttingen lehrt. Damit unterstützt der frühere Kulturminister der ersten Regierung Schröder den Vorstoß von Bayerns Staatskanzleichef Erwin Huber (CSU), der in "in die richtige Richtung" gehe. Auch die anderen Länderregierungen sollten sich - parteiübergreifend - der Einsicht Hubers anschließen, nachdem dieser in der letzten Woche zusätzliche Sendeflächen für deutschsprachige Produktionen im Bayerische Rundfunk erreicht hatte. Nida-Rümelin: "Man kann nur hoffen, daß die abgestandene Litanei der oben erwähnten Vorurteile nicht allzu viel Eindruck macht und die Medienpolitiker diesmal dem besseren Urteil und nicht der öffentlichen Stimmungsmache folgen."

Quellen: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/759/15744/ http://www.musikwoche.de

PS: Eine Stimme der Vernunft. Oder findet sich, wie bei meinem Kommentar "Auf Wiederhören?", auch hier wieder einer, der "Hetze und Depression" aus den Worten Nida-Rümelins herauslesen kann? pps

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