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Täglicher Karfreitag - Teil 1

Als "täglichen Karfreitag" bezeichnete Staatssekretär Morak die Situation der Musikschaffenden Österreichs beim gestrigen Runden Tisch.

Wien (27. September 2006) – Knapp zweieinhalb Jahre nach seiner Ankündigung lud Staatssekretär Franz Morak zum Runden Tisch ins Bundeskanzleramt. Am Dienstag, dem 26. September 2006, trafen Vertreter aus den Bereichen Radio, Plattenfirmen und Musikproduktion zu einem dreistündigen Gespräch zusammen. Morak eröffnete mit den Worten, es handle sich um ein historisches Treffen. »Es gibt viele junge Musiker, die, obwohl sie heute besser ausgebildet werden als vor 20 Jahren, arbeitslos sind,« erklärte der Gastgeber. Er halte nichts von Zwangsmaßnahmen wie einer Quote, es müsse aber Wahlfreiheit geben, im Radio müsse »für jeden etwas dabei sein«. Die derzeitige Lage beschrieb Morak mit den Worten »Der tägliche Karfreitag für Musiker«.

Als erster Redner bedankte sich Peter Paul Skrepek für die Einladung und verlieh seiner Genugtuung Ausdruck, daß der Runde Tisch tatsächlich zustande gekommen sei. Er verwies auf den weiter sinkenden Anteil österreichischen Repertoires in nahezu allen Radioprogrammen. Mit Blick auf Georg Spatt, seinen Sitznachbarn und Ö3-Chef, sagte Skrepek: »Erfreulich ist die Steigerung unseres Anteils auf Ö3 von 5,2 auf 6,2 Prozent. Das sind 20 Prozent österreichische Kompositionen mehr als im Vorjahr [2004, Anm.]«. Geschmälert würde seine Freude nur durch den Umstand, daß das vermutlich nur auf den Dauereinsatz einiger weniger Interpreten [wie z. B. Frau Stürmer] zurückzuführen sei, denen er ihren Erfolg natürlich von Herzen gönne, aber insgesamt bewege sich der »heimische Anteil bei Ö3 weiterhin auf sehr niedrigem Niveau«, so Skrepek. Er rege deshalb eine freiwillige Lösung nach Schweizer Vorbild an. Dort habe es die Charta der Schweizer Musik geschafft, den Anteil der heimischen Produktionen signifikant anzuheben, im Popmusikradio sogar zu verdoppeln.

Für die Tonträgerindustrie erklärte Ifpi-Geschäftsführer Dr. Franz Medwenitsch, auch ihm gehe es um eine Steigerung des Stellenwerts österreichischer Musik. Dies könne durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen erreicht werden. Konkret machte Medwenitsch den Vorschlag, vier Bereiche zu diskutieren: 1. Die Standortfrage; 2. die Frage der Vielfalt; 3. die Bedeutung von Neuerscheinungen und 4. die Möglichkeiten eines verbesserten Dialogs zwischen Musikwirtschaft und Medien.


Offene Diskussion am Runden Tisch im BKA - Foto: Heeresbild- & Filmstelle, Weiss

Hannes Eder von Universal-Music thematisierte die Handels- und Medienkonzentration: »Drei Handelsketten, Libro, MediaMarkt und Saturn, beherrschen zwei Drittel des Marktes, und nur Chartprodukte werden verkauft.« Der ORF sei das wichtigste Sprachrohr. Wenn er mitspiele, wären die Chancen intakt. Aber »eine Frau Stürmer« sei als »einzig funktionierender Popstar aus Österreich« zuwenig. Eder, bekanntlich selbst Musiker, ortete eine »musikalische Vergreisung und Verödung des Landes« und erklärte: »Ich verwehre mich dagegen!«

»Es geht nicht nur ums Abspielen, auch Off-Air-Angebote wie das Engagieren österreichischer Band bei Festivals sind wichtig«, übernahm Dr. Ernst Swoboda vom KroneHit-Radio eine alte ORF-Argumentation. Formatierte Sender täten sich natürlich schwer, Wienerlieder zu senden, Experimente würde sich auch KroneHit nicht leisten können, meinte Swoboda, verwies aber auf eine Ausnahme: »Rising Girl haben wir sehr oft gespielt und können uns deren Erfolg auf unsere Fahnen heften.« Als Ausweg regte er an, Gratiswerbespots für österreichische Musik zu senden. Von der AKM erwarte er Entgegenkommen bei den Tarifen für österreichische Musik, schloß Dr. Swoboda.

In Vertretung des designierten ORF-Generaldirektors bemerkte Hörfunkdirektor Mag. Kurt Rammerstorfer: »An diesen Abgaben ist auch unser Internetradio gescheitert. Wir planen eine weltweite Präsentation heimischer Musik via Internet, aber besonders die Austro-Mechana zeigte hier kein Entgegenkommen.« Dann bedankte sich Rammerstorfer bei Skrepek für das Ö3-Lob: »Wir haben ja immer ein gutes Gesprächsklima gehabt.« Alle Produktionen, die einen gewissen Standard erfüllten, würden auch gespielt, präzisierte der Horfunkdirektor und verwies auf den erfolgreichen Ö3-Bandwettbewerb. Das Hitradio habe aber auch die Aufgabe, Geld zu verdienen, und müsse in der Lage sein, diese auch zu erfüllen, schloß Rammerstorfer.

Horst Unterholzner, Geschäftsführer von Sony/BMG und dem Publikum auch als Leserbriefschreiber auf diesen Seiten ein Begriff, waren diese Worte offensichtlich zu weich: »Ich höre diese Ausreden schon seit mehr als zehn Jahren. Es geht doch darum, die Musik im Radio zu spielen, 24 Stunden am Tag – und viel mehr Österreicher!« Das sei die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders. Gerade der Popbereich, der den Markt mit 80 Prozent dominiere, erfahre am wenigsten Unterstützung seitens der Radios, erklärte Unterholzner. Weltweit gingen die Absatzzahlen zurück, aber »Österreich ist die Avantgarde der Katastrophe«. Während in anderen Ländern der Verkaufsrückgang durch heimisches Repertoire aufgefangen worden sei, könne er hier ohne Unterstützung durch die Radiosender demnächst nichts mehr produzieren. »2007 ist der Ofen aus, wenn es so weitergeht!« Das Thema entbehre nicht einer gewissen Perversion, bemerkte Unterholzner abschließend, denn es müsse eine Selbstverständlichkeit sein, im eigenen Land die eigenen Künstler zu unterstützen.

Dr. Harald Huber, Präsident des Österreichischen Musikrates, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ausbildung: »Hier gibt es eine gegenläufige Entwicklung. In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, nicht nur den Jazz, sondern vor allem auch die Popularmusik als anerkanntes Unterrichtsfach zu etablieren.« Allein an der Wiener Musikuniversität studierten 150 Musikerinnen und Musiker in diesem Bereich, die später Musik als Beruf ausüben möchten. Daher sei der Wunsch nach einem Dialog mit dem ORF mehr als gerechtfertigt. Einen zusätzlichen Impuls erwarte er sich von der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt, so der Universitätsprofessor.

Andy Baum, Vorstandsmitglied der AKM, bezeichnete es als »aberwitzig, daß Musik – im Gegensatz zu Sport – nichts kosten dürfe. Eine einzige Übertragung eines Formel 1 Grand Prix’ koste dem ORF mehr an Rechten als die Jahrestantieme für das gesamte Musikprogramm. Er zitierte eine Wortmeldung aus einer früheren Diskussion: »Das Formatradio hat nicht den Hörer im Mittelpunkt, sondern den Werbekunden.« Im übrigen fordere er keine Quote, so Baum, gefragt sei vielmehr Haltung.

Für die Independent-Labels erklärte Alexander Hirschenhauser, diese fänden noch schlechtere Rahmenbedingungen vor als die Konzerne, obwohl der Gewinn der Indies im Lande bliebe. »Mit Haltung werden wirtschaftliche Probleme sehr schwer in den Griff zu bekommen sein«, antwortete er Baum, »hier zählt das Geld!« Um österreichische Musik zu fördern, schlug er »Strafzuschläge für Hitparadenmusik durch die AKM« vor.

PS: Zum Teil Zwei der Diskussionbeiträge mit Wortmeldungen von Georg Spatt [Ö3-Chef], Dr. Werner Müller [Wirtschaftskammer], Mag. Kurt Rammerstorfer [Hörfunkdirektor], Georg Tomandl [Musikproduzent], Peter Vieweger [AKM-Vorstandsmitglied], Horst Unterholzner [Sony/BMG], Dr. Harald Huber [ÖMR], Hannes Eder [Universal Music], Dr. Franz Medwenitsch [Ifpi/LSG], Monika Eigensperger [FM4-Chefin], Mag. Ilse Brunner [Radio Arabella], Mag. René Tritscher [Geschäftsführer Privatradioverband], Peter Paul Skrepek und Franz Morak. pps

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