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Berlin (27. Dezember 2004) - Von der österreichischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat der deutsche Bundestag am 17. Dezember eine Entscheidung in der Quotendebatte herbeigeführt. Nach dem Willen der rot-grünen Regierungskoalition sollen sich die Radiostationen in Deutschland auf freiwilliger Basis verpflichten, künftig eine Quote von 35 Prozent deutscher Rock- und Popmusik zu spielen. Die Regierung wurde ebenfalls mit rot-grüner Mehrheit aufgefordert, Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern aufzunehmen.
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Freiheit und schlechte Musik
Von Freiheit ist immer wieder die Rede: von der Freiheit, die Musik zu hören, die man selbst bevorzugt und von der Freiheit der Radioredakteure zu spielen, was ihnen gefällt. Eine Vorschrift, was nun als Kultur zu betrachten ist und was nicht - welche Musik also zu bevorzugen ist -, würde dies nun wirklich nicht fördern, meinen die Gegner einer gesetzlichen Regelung. Eine Quote zu fordern, sei ein Armutszeugnis für die Musiker, die fürchten, daß keiner ihre Musik mag und deswegen per Gesetz ihr Portemonnaie schützen lassen wollen. [11.144 Euro brutto verdient ein freiberuflich arbeitender Künstler in Deutschland durchschnittlich – nicht im Monat, sondern im Jahr.]
»Welche Freiheit?« halten Medienkritiker dem entgegen, die Radiosender befänden sich fest im Griff der Beraterfirmen und der Werbewirtschaft. Beide wollten keine Vielfalt, sondern Gleichschaltung. Das Ziel sei der stromlinienförmige Konsument, der nach jedem hingeworfenen Happen schnappt, viel zahlt und dafür auch noch dankbar ist. Das nenne man dann - doppeldeutig - Kundenbindung, denn der Kunde sei tatsächlich gebunden und handle wie ein Automat.
Arbeitsplätze als Argument
»Wir haben versuchsweise auch unbekannte deutsche Produktionen gesendet und 10 Prozent [Hörer]Quote verloren. Daß bedeutet eine halbe Million Euro Umsatz weniger im Jahr oder hier im Privatradio 10 Jobs weniger«, erläutert Stephan Hampe, Programmchef des Berliner Marktführers 94 r.s.2. Dem halten die Quotenbefürworter jene Tausende Arbeitsplätze entgegen, die bei einer stärkeren Medienpräsenz deutscher Musikproduktionen in Deutschland entstehen werden. Die deutsche Politik hat sich - nach langem Zögern - mehrheitlich nun letzterem Argument angeschlossen.
PS: Staatssekretär Franz Morak hatte für 2004 einen "Runden Tisch" angekündigt, an dem Plattenfirmen, Radiomanager und Musikschaffende die Thematik diskutieren sollen. Wir schreiben Ende Dezember und warten noch immer auf die Einladung. Aber vielleicht ist nur der Tischler nicht rechtzeitig fertig geworden. pps
Quellen: APA, Dt. Bundesttag, ZDF, Standard, Financial Times Deutschland
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