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35 Prozent-Quote in Deutschland

Bundestag in Berlin fordert deutsche Radios auf, mehr deutsche Musikproduktionen zu senden und freiwillige Selbstverpflichtungen einzugehen.

Berlin (27. Dezember 2004) - Von der österreichischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat der deutsche Bundestag am 17. Dezember eine Entscheidung in der Quotendebatte herbeigeführt. Nach dem Willen der rot-grünen Regierungskoalition sollen sich die Radiostationen in Deutschland auf freiwilliger Basis verpflichten, künftig eine Quote von 35 Prozent deutscher Rock- und Popmusik zu spielen. Die Regierung wurde ebenfalls mit rot-grüner Mehrheit aufgefordert, Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern aufzunehmen.


"Es geht um Kunst, nicht um Deutschtümelei" - Christina Weiss.


"Eigene Kultur sichtbar machen" - Antje Vollmer

Wie die parteilose Kulturstaatsministerin Christina Weiss betont, gehe es »um Kunst und nicht um Deutschtümelei«. Bei vielen deutschen Künstlern gebe es eine gewisse Ohnmacht gegenüber den Rundfunksendern. Inzwischen habe aber die öffentliche Debatte bereits Wirkung bei den Sendern gezeigt. »Ich wünsche mir, daß die ARD diesen guten Weg weiter geht, und ich weiß, daß sich der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission bei den Landesrundfunkanstalten dafür einsetzen will«, zeigt sich die Ministerin optimistisch.

Weltweit haben 19 Länder eine gesetzliche Quote - von 15 bis zu 50 Prozent. »Wie verhält sich ein Land zu den eigenen Künstlern? Wieviel von dem, was an neuer Kultur entsteht, wird sichtbar gemacht?« fragt Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer. »Radio hat eine Informationspflicht und einen Kulturauftrag. Ich kann die fehlende Neugier der Radioredakteure auf etwas Neues nicht verstehen.« Gleichzeitig betonte Vollmer den Freiwilligkeitscharakter der Regelung. Allerdings sollte nach einem Jahr überprüft werden, ob der Appell von den Programmverantwortlichen gehört und auch umgesetzt worden sei.


Für mehr Lokalbezug - Thomas D.


"Quote ist überflüssig" - Gentleman


"Quote ist Zensur" - Steffen Kampeter


"Keine Bevormundung der Hörer" - Gernot Romann

Während Thomas D. [Die Fantastischen Vier, Bild: www.diefantastischen4.de] für eine Regionalkultur in den Radioprogrammen eintritt - »das Publikum soll lokale Bands aus ihrer Stadt, ihrer Gegend hören, das ist eine Förderung der Kultur, auch der Subkultur« -, sorgt sich Gentleman [mit bürgerlichem Namen Tilmann Otto], momentan sehr erfolgreicher Reggae-Musiker aus Köln, um die Zukunft der Radiostationen: »Ich finde die Regel überflüssig. Denn was ist, wenn keine gute deutsche Musik angeboten wird?« Der Hitparadenstürmer ist überzeugt: »Wenn etwas gut ist, spielen die Radios das sowieso!«

Deutsche Parlamentsdebatte

Die Opposition lehnt eine gesetzliche Quote strikt ab. Für den FDP Abgeordneten Hans-Joachim Otto stellt sie einen "schweren Eingriff in die Programmfreiheit" dar und komme fast schon einer Zensur gleich. Die deutsche Musik sei viel besser als ihr Ruf und werde sich auch ohne Quote durchsetzen.

CDU/CSU träten für Vielfalt im deutschen Radio ein, denn nur ein vielfältiges Programm könne sowohl kulturell ansprechend als auch wirtschaftlich auf Dauer erfolgreich sein, sagte Steffen Kampeter im deutschen Bundestag. Die Quote lehne er jedoch ebenfalls ab. »Wir halten dieses Instrument für unzureichend und nicht geeignet. Es ist vielmehr ein Instrument der Bevormundung und Zensur. Wir setzen bei der Förderung der deutschen Musik mehr auf Einsicht, Vernunft und marktwirtschaftliche Instrumente. Unser Instrument heißt freiwillige Selbstverpflichtung für deutsch gesungene oder in Deutschland produzierte Musik«, so Kampeter in der Parlamentsdebatte.

Ein Dilemma

Aber selbst die freiwillige Selbstverpflichtung stößt auf taube Ohren - nicht nur bei der ARD. Gernot Romann, Vorsitzender der ARD-Hörfunkkommission und Programmdirektor im NDR-Hörfunk auf die Frage, was man tun könne, um den einheimischen Musikern mehr Präsenz im Radio zu verschaffen: »Die Antwort kann nur lauten: Keine Quote! Aus unserer Sicht ist der deutsche Anteil nicht zu gering. Eine Quote führt unweigerlich zu einer oktroyierten Ausgewogenheit, die nicht im entferntesten die musikalischen Interessen der Hörer widerspiegelt. Aus ARD–Sicht bedarf es weder einer Quote noch einer freiwilligen Selbstverpflichtung«.

Freiheit und schlechte Musik

Von Freiheit ist immer wieder die Rede: von der Freiheit, die Musik zu hören, die man selbst bevorzugt und von der Freiheit der Radioredakteure zu spielen, was ihnen gefällt. Eine Vorschrift, was nun als Kultur zu betrachten ist und was nicht - welche Musik also zu bevorzugen ist -, würde dies nun wirklich nicht fördern, meinen die Gegner einer gesetzlichen Regelung. Eine Quote zu fordern, sei ein Armutszeugnis für die Musiker, die fürchten, daß keiner ihre Musik mag und deswegen per Gesetz ihr Portemonnaie schützen lassen wollen. [11.144 Euro brutto verdient ein freiberuflich arbeitender Künstler in Deutschland durchschnittlich – nicht im Monat, sondern im Jahr.]

»Welche Freiheit?« halten Medienkritiker dem entgegen, die Radiosender befänden sich fest im Griff der Beraterfirmen und der Werbewirtschaft. Beide wollten keine Vielfalt, sondern Gleichschaltung. Das Ziel sei der stromlinienförmige Konsument, der nach jedem hingeworfenen Happen schnappt, viel zahlt und dafür auch noch dankbar ist. Das nenne man dann - doppeldeutig - Kundenbindung, denn der Kunde sei tatsächlich gebunden und handle wie ein Automat.

Arbeitsplätze als Argument

»Wir haben versuchsweise auch unbekannte deutsche Produktionen gesendet und 10 Prozent [Hörer]Quote verloren. Daß bedeutet eine halbe Million Euro Umsatz weniger im Jahr oder hier im Privatradio 10 Jobs weniger«, erläutert Stephan Hampe, Programmchef des Berliner Marktführers 94 r.s.2. Dem halten die Quotenbefürworter jene Tausende Arbeitsplätze entgegen, die bei einer stärkeren Medienpräsenz deutscher Musikproduktionen in Deutschland entstehen werden. Die deutsche Politik hat sich - nach langem Zögern - mehrheitlich nun letzterem Argument angeschlossen.

PS: Staatssekretär Franz Morak hatte für 2004 einen "Runden Tisch" angekündigt, an dem Plattenfirmen, Radiomanager und Musikschaffende die Thematik diskutieren sollen. Wir schreiben Ende Dezember und warten noch immer auf die Einladung. Aber vielleicht ist nur der Tischler nicht rechtzeitig fertig geworden. pps

Quellen: APA, Dt. Bundesttag, ZDF, Standard, Financial Times Deutschland

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