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Wien (10. Mai 2017) – Darf man als Ösi, oder gar als Ösi-Musiker stolz auf die heimische Musikszene sein? Und das dann auch noch zeigen? Ja, eh, ein bißchen – Mut und Selbstbewußtsein lernt die Szene langsam und nachhaltig seit dem überfälligen und verdienten Aufschwung der letzten Jahre. Und fürs Brust-Raus nicht nur daheim im Wohnzimmer gibt es dann den Amadeus.
Kollegen plustern sich auf [Nazar], geben sich kämpferisch [Mira Lu Kovacs], danken der Frau Mama und dem Herrn Papa [Julian le Play] und knicksen kumpelhaft, wissend, demütig vor den Fans [Bilderbuch uva.]. Denn diese küren zu 50 Prozent die Gewinner – das Zünglein an der Waage, das Jurypositionen geschmäcklerisch zurechtrückt bzw. falsch korrigiert. Ohne Understatement oder Augenzwinkern meint Ernst Molden, daß die Jazz/World/Blues-Kategorie Karl Ratzer oder Wolfgang Puschnig hätten gewinnen müssen. Ja, eh! Musiker unter sich.
Amadeus wieder beim ORF
Das Motto des Abends war Amadeus wieder beim ORF! Der fürs heimische Kreativschaffen nicht nur aus eigenem Gutdünken zuständige öffentlich-rechtliche Sender hatte das TV-Ereignis im Vorfeld erstaunlich gut sicht- und hörbar gemacht und präsentierte am Ende eine bemerkenswerte Preisverleihung. Der Schlüssel zum Erfolg und zur Auflockerung der Endlosschleife Laudatio-Dankesrede: die sicher von Thomas Kamenar pilotierten Autofahr-Filmchen mit den Nominierten, Gewinnern und sonstigen Szenegrößen mit Falco-Soundtrack zum lautstarken Mitgrölen oder schüchternen Mitsummen, zum In-den-Vordergrund-Performen: pointierte Sager, spontane Witzchen, launige Spitzen, Feierstimmung, Imagepflege, Kollegenkomplimente – Ö1 rein, sonst fährt der „Wahl 16“-Mercedes nicht, Kulturradio-Feature, yeahyeahyeah.
Manuel Rubey durfte als Moderator für die heurige Ausgabe bleiben, er hatte sich mit super launigen Conferencen in den letzten Jahren unersetzbar gemacht. Leider klappte das Gag-Schreiben heuer nicht ganz so gut. Oder war es absichtlich zurechtgestutzt? Wenig Fett auf Entertainmentbranche und Medien. Schade! Dafür bat man den verschmitzten Rubey ausgiebig in den Kostümfundus [Maurice Ernst, Andreas Gabalier], was ihm sichtlich Spaß machte. Im Conchita-Kostüm kam dann endlich die geliebte Spitzzüngigkeit. Geht doch! Riem Hagazi hatte einen tollen Einstand, sie kann man nur mögen – ihr Englisch streichelt. Wonderful.
Die heimischen Künstler zeigten kompromißlos, wo live-mäßig der Hammer hängt, wohlgemerkt im echten Live-Betrieb im TV. Bilderbuch krachten klug als Opener programmiert in die neugierigen Gehörgänge: Wer sonst könnte diesen (!) Flash? Lemo und Julian le Play zeigten, was viele Konzerte in den Beinen bewirken können, le Play mit viel Lockerheit und Selbstbewußtsein in der Kehle.
Voodoo Jürgens international in „Tulln“
Den frenetischsten Applaus des Abends heimste Voodoo Jürgens ein. Cool warf er die Loop-Station an und ließ ohne Luftholen und Augenöffnen ein Respekt und Gänsehaut einflößendes, Mantra-artiges Balladen-Textungetüm vom Stapel: Tulln – eine Lebensbeichte an der geografischen und zwischenmenschlichen Peripherie. Standing Ovations von Marco Wanda mit Verbeugung inklusive.
Da waren die internationalen Gäste arm dran mit ihren Playback-Auftritten, sie glänzten lieber in einer wohlgelaunten Presenter/Laudatorenrolle: Amy McDonald die sympathische Sängerin von nebenan mit eigenen Werken, James Blunt, der britische Sir mit dem ganz großen, ehrlichen Respekt für die Kollegenschaft.
Lebenswerk-Gewinner Willi Resetarits – herzlich und sehr persönlich geehrt vom eloquenten Ernst Molden und mit Endlosjubel bedacht – wollte die reifen Szenegrößen in die Pflicht nehmen als Unterstützer der Jungen. Gut! Er wandte sich mit seinem Ostbahn Kurti-Ceterum censeo diesmal explizit an die Musikkollegas: „Paßt's auf, seid's vuasichtig, und laßt's euch nix gfoin!“ Besser kann man das neue Selbstbewußtsein der Szene nicht stimulieren.
Die Aftershowparty lief erstmalig im mondänen Palais Auersperg – der clubbige Volksgarten ist Geschichte. Ein neues Amadeus-Buch wurde aufgeschlagen: Das Editorial war vielversprechend, Kapitel Eins macht Lust auf mehr – also: Spannungsbogen halten, den eigenen Ton pflegen, die Cliffhanger schreiben dann Leben und das Musicbiz im anhaltenden Umbruch. gw
Fotos: Conny de Beauclaire, Wolfgang Bohusch [Voodoo]
Artikel im Original hier
PS: Nicht zur vergessen der – zweimal ausgezeichnete – von Stefan Holoubek und Erwin Bader produzierte Song des Jahres Jedermann [Pizzeria & Jaus] sowie der von der FAMA vergebene Preis für den besten Sound an Alex Pohn, Lukas Hillebrand, Markus Weiss [Recording]; Lukas Hillebrand, Martin Scheer [Mix]; Mischa Janisch [Mastering]; Alex Pohn, Lukas Hillebrand [künstlerische Produktion].
Ceterum censeo: Das Licht war wieder sehr blendend. Die Ausleuchtung der Bühne und das richtige Licht auf die Künstler zu setzen, ist Kunst genug, das Publikum bis zur Erblindung zu erhellen hingegen ein allgemeines gesundheitliches Risiko. Da wird es nichts mit dem reduzierten Selbst(be)halt bei der SVA. pps
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