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Harry Fuchs: Die kürzlich veröffentlichte Sendezeitstatistik der AKM zeigt für das Jahr 2006 einen erneuten Einbruch beim Österreicher-Anteil der ORF-Radios. Wie kommentieren Sie diese Entwicklung?
Peter Paul Skrepek: Die Fernsteuerung via Nürnberg funktioniert weiter problemlos, auch wenn BCI nur mehr für den Air-Check zuständig ist.
Seit Beginn des Jahres 2007 läuft auf Ö3 die Aktion Neue Österreicher. Erwarten Sie sich dadurch eine erkennbare Steigerung beim Österreicher-Anteil?
Auf dem Pressefoto dieser Ö3-Aktion erkenne ich 22 Musikschaffende. Falls deren Musik zu den derzeit gesendeten Österreichern dazukommt, könnte dort ein Programmanteil von zehn Prozent möglich werden.
Der Grazer Gemeinderat fordert in einer Petition an die Bundesregierung die Einführung einer gesetzlichen Österreicher-Quote. Wie stehen Sie zu einer solchen Quotenforderung?
Eingriffe des Gesetzgebers werden vom Geldmonopol immer nachdrücklicher unterbunden: Der "Markt" soll uneingeschränkt regieren. Meiner Meinung dürfen gewisse Bereiche nicht ausgeliefert werden. Dazu gehören Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit, die Kultur als Ganzes. Die UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt gibt den Staaten ein Werkzeug in die Hand, Angriffe auf ihre kulturelle Souveränität legal abzuwehren.
Skrepek: "Akutes Marktversagen"
Der Ruf nach einer Quote ist Folge eines akuten Marktversagens. Der Markt ist krank! Wer die Bezeichnung der Medizin nicht mag: In Österreich würde es genügen, den europäischen Durchschnittsanteil für heimische Musik zu erreichen.
Sie sind im April als Vorsitzender der Kulturgewerkschaft zurückgetreten, was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Ich habe den Vorsitz der Kulturgewerkschaft [nicht der Musikergilde] zurückgelegt, in der alle Kunstgattungen organisiert sind. Private und gesundheitliche Gründe haben mich dazu bewogen. Diese Arbeit erfordert, wenn man sie ernst nimmt, mehr Kraft, als ich zuletzt aufbringen konnte. Schwerwiegend war auch die Einsicht, daß Demokratie mehr als je zuvor nur mehr ein "schöner Schein" ist. Entscheidungen über unser Leben werden woanders getroffen - von Instanzen, die nicht mit uns diskutieren.
In Deutschland gibt es seit 25 Jahren ein funktionierendes Künstlersozialversicherungsgesetz, das erst kürzlich in einer Novelle zeitgemäß adaptiert wurde. Warum gelingt es in Österreich nicht, ein derartiges Gesetz zu etablieren bzw. wie könnte ein funktionierendes KSV-Gesetz für Österreich aussehen?
»Dieser Zug ist längst abgefahren, weil Waren und Kapital heute frei fließen. Vor Jahren haben wir für ein halbes Prozent mehr Wirtschaftswachstum vieles aufgegeben, was notwendig ist, um den gewohnten Standard aufrechtzuerhalten.« Das antwortete Wolfgang Mazal, Universitätsprofessor für Arbeits- und Sozialrecht, vor genau drei Jahren auf meine gleichlautetende Frage.
Eine Künstlersozialversicherung muß jene, die als freie Kunstschaffende arbeiten, sozial absichern - zumindest zu den gleichen Bedingungen wie Angestellte. Wie das erreicht wird, ist Gegenstand von politischen Verhandlungen.
In Förderinstitutionen wie Departure und dem Impulsprogramm sowie mit konkreten Fördermodellen wie dem Öst.Musikfonds und AMAN stehen neuerdings Mittel für die Produktion und Vermarktung von Musik zur Verfügung. Welche Bedeutung haben solche Fördermittel für eine Musikszene/-branche? Sehen Sie Defizite im Bereich der Förderpraxis, wenn ja, welche?
Auf einem frei zugänglichen Markt, wo jeder seine Waren unter gleichen Bedingungen herstellt und anbieten darf und das Publikum informiert und sachverständig ist, braucht man in der Regel keine weiteren Förderungen. Kartelle und Monopole haben aber Marktaufteilung und -kontrolle zum Ziel. Dem gegenüber hat das Publikum die Möglichkeit, Schrott nicht mehr zu kaufen.
Laut UNESCO-Konvention soll die regionale kulturelle Vielfalt gestärkt/gefördert werden. Eine Chance für die österreichischen Musikschaffenden?
Nicht soll, sondern muß! Österreich hat die Konvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, die Vielfalt zu stärken. Das gefällt den Kunstschaffenden und nützt dem Publikum. Die Interessen der Unterhaltungsindustrie sind anders gelagert. Unterhaltung ist ein Riesengeschäft - und so bietet man immer mehr von dem Selben, angeblich, weil das Publikum es so will.
Damit die Konvention greift, brauchen wir eine unabhängige Politik, die fähig ist, eigene Entscheidungen durchzusetzen. Mit einem Marionettentheater haben wir keine Chance.
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