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Nach der Wahl ist vor der Wahl

Sollte Musik aus Österreich im Rundfunk stärker berücksichtigt werden? Welche Schritte wären dazu notwendig? Hier Antworten aus der heimischen Politik.

Wien (8. November 2006) Die Musikergilde verzichtete diesmal darauf, Politiker vor der Wahl zu fragen, was sie nach der Wahl ändern würden, wenn sie können dürften. Zu oft war ein Offenbarungseid die Folge. Das Musikinformationszentrum Mica erkundigte sich vor der Nationalratswahl dennoch: Welche Maßnahmen halten Sie/Ihre Partei im Bereich der Medienpräsenz österreichischer Musik für sinnvoll, sowohl im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, als auch in den Printmedien, bei der Presseförderung, bei der Ausbildung von Journalist/innen?


Ing. Norbert Hofer,
stv. Bundesparteiobmann
der FPÖ und Klubchef des Freiheitlichen Landtagklubs Burgenland


Mag. Dr. Wolfgang Zinggl,
Grüner Kultursprecher und
Abg. zum Nationalrat


Dr. Helene Partik-Pablé,
BZÖ-Kultursprecherin und
Abg. zum Nationalrat


Mag. Christine Muttonen,
SPÖ-Kultursprecherin und
Abg. zum Nationalrat


Franz Morak, Staatssekretär
für Kunst und Medien (ÖVP)

»Ich bin kein Freund einer Einflußnahme in privaten Medien und möchte auch nicht, daß der Staat in diesem Rahmen Druck ausübt«, antwortete Norbert Hofer [FPÖ]. »Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat jedoch einen Bildungsauftrag zu erfüllen. In diesem Zusammenhang ist auf die Qualität des Programmes ein besonderes Augenmerk zu legen. Der österreichische Schaffensquerschnitt muß sich endlich im ORF wiederfinden.«

»Die Grünen treten für eine Programmvielfalt ein: Ö1 ausbauen und international anbieten, betonte Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen. »Hände weg von FM4: keine Privatisierung oder Filetierung. Freie und nichtkommerzielle Radios müssen abgesichert werden, und zwar durch die Einführung einer Medienförderung, die sowohl die freien Radios als auch privaten, regionalen Sendern das Überleben sichert.«

»Die Musik ist ein lebendiger Zeuge der kulturellen Entwicklung und Identität eines Kulturraumes oder einer Region«, erklärte Helene Partik-Pablé den Standpunkt des BZÖ. »Daher muß es ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein österreichisches Musikgut zu bewahren, zu erhalten bzw. zu fördern. Der Zugang zur Öffentlichkeit durch Medienvielfalt muß gefördert werden durch Anreize für Medien, kulturelle Vielfalt in ihrem Programm abzubilden und durch verstärkte Wahrnehmung des Kulturauftrags durch den öffentlich-rechtlichen ORF.«

Für die SPÖ sagte Christine Muttonen: »Eine Musikquote, also eine gesetzliche Quote für regionales Musikschaffen in TV und Radio, ist aus verschiedenen Gründen wenig zielführend. Aus unserer Sicht stellen Selbstverpflichtungen ein wesentlich moderneres Instrument dar, um ein Mehr österreichischer Musik in den Medien mit einem relevanten Programmanteil zu erreichen. Ein interessantes Modell für Österreich könnte eine "Charta österreichischer Musik" nach Schweizer Vorbild darstellen. Was eine stärkere Präsenz der Kultur im ORF betrifft, wäre es doch ganz hilfreich, Kultursendungen auch zur Prime-Time anzusetzen – und nicht zumeist spätnachts.«

»Unzweifelhaft ist der Anteil österreichischer Musik vor allem in den Radioangeboten, aber auch im Fernsehen - sieht man von einigen positiven Entwicklungen der letzten Jahre, zum Beispiel FM4 oder GoTV, ab - zu gering«, antwortete Franz Morak [ÖVP]. »Aus diesem Grund habe ich dieses Thema mit Vertretern aller beteiligten Branchen vor kurzem diskutiert und möchte diesbezüglich auch weitere Initiativen setzen«. Zum Bericht

Ursache und Wirkung

Unsere jahrelange Öffentlichkeitsarbeit hat offensichtlich gewirkt. Die Notwendigkeit zu handeln wird von allen politischen Parteien erkannt. Auf gesetzliche Regelungen will man jedoch verzichten. Die Musikschaffenden sollen freiwillige Übereinkommen schließen - was nicht leicht sein wird, wenn die Rundfunkmanager dazu nicht bereit sind.

PS: Wir dürfen diese Antworten durchaus als Aufruf verstehen, nicht länger auf die Politik zu warten, sondern die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Auch ich halte sehr viel von Freiwilligkeit und Vernunft - aber bitte in allen Bereichen. pps

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