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Wien (26. April 2004) - Wettbewerb sei nicht immer gut für die Vielfalt, bemerkte Univ. Prof. Harald Ossberger, Präsident des österreichischen Musikrats ÖMR bei seiner Begrüßungsrede im sehr gut besuchten Clara Schumann Saal der Musikuniversität Wien. Im Gegenteil, das Streben nach Macht und Dominanz könne sogar sehr hinderlich sein. Verengung des musikalischen Angebots und Monopolmißbrauch standen auch im Mittelpunkt vieler der folgenden Diskussionsbeiträge.
"Wettbewerb kann aber auch gut für die Kreativität sein", konterte Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der Ifpi-Österreich. Gemeint war aber nur der legale Wettbewerb. "Hunderttausend Schallplattenkäufer pro Jahr weniger bescherten der Branche zuletzt einen Umsatzrückgang um 63 Millionen Euro", sagte Medwenitsch und ergänzte, der Umsatz mit österreichischen Produktion sei 2003 im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 32 Prozent angestiegen. "Wir haben in diesem Bereich Verkaufszahlen wie zur Hochblüte des Austropop!"
Kreativwirtschaft und Kunst
Plural bedeute zuerst Mehrzahl, analysierte Peter Paul Skrepek [Interessenvertreter]. Mit Pluralität sei aber sicher nicht die große Zahl immer gleicher oder ganz ähnlicher Musik, sondern vielmehr deren Vielfalt gemeint. Formate hätten die Eigenschaft, alles außerhalb des Trampelpfades auszublenden. Das gefährde die Vielfalt. Außerdem gelte es, den Begriff Kreativwirtschaft zu definieren. "Politiker und Kunstschaffende meinen damit nicht unbedingt dasselbe. Kreativwirtschaft muß nichts mit Kunst zu tun haben", schloß Skrepek.
Martin Traxl [ORF-Kulturjournalist] stellte fest, daß viele Musiker Österreich attraktiv fänden und hierher kämen. Vor allem im Jazz und bei der neuen Volksmusik sei ein Boom zu bemerken. Was nicht funktioniere, sei die Schnittstelle zwischen Musik und Wirtschaft. "Immer mehr Künstler produzieren ihre CDs selbst, und Plattenfirmen vertreiben nur mehr. Die Medien sind an Vielem schuld, aber daran nicht", meinte Traxl, gab aber zu, die Medien seien nur mehr an Stars interessiert.
Privatradios und Pluralismus
Martin Zimper [Krone Hit-Geschäftsführer] bemerkte, mit der Einführung des Privatradios 1998 sei die Landschaft pluralistischer und kreativer geworden. "Viele internationale Künstler kommen, die Szene ist gar nicht so schlecht!" Dann sprach er eine Einladung an die Musikindustrie aus. Die Plattenfirmen sollten die Sender fragen "Welche Musikstile spielt ihr, was braucht ihr von uns?" Eine allfällige Quote sollte nur für die ORF-Sender gelten. "Ich bin für den freien Wettbewerb", erklärte Zimper.
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Hilfe aus dem Internet?
Als möglichen Ausweg aus der Krise präsentierte Wilfried Lechner die legalen Internetmusikplattformen. Der Leiter des AON-Portalmanagements baute mit mp3.aon.at nicht nur die größte heimische Nachwuchsmusikerplattform auf, sondern brachte auch einen internationalen Download-Dienst ans Netz [Coda-Bericht]. Er kritisierte die Verwertungsgesellschaften, die "zu hohe Gewinne machen".
Verwertungsgesellschaften verteilen an Urheber und Verleger. Sie sind nicht auf Gewinn ausgerichtet", stellte Peter Paul Skrepek richtig. Es gehe Lechner offensichtlich darum, sein Musikangebot auf Kosten der Urheber billiger zu machen. Regionale Produktionen wären bei Aon darüber hinaus kaum zu finden. 52.000 internationalen Titeln stünden knapp 1.000 unter der Rubrik [Deutsch/Pop] gegenüber. "Wir würden gern mehr Heimisches anbieten. Für österreichische Produktionen bekommen wir aber keine Rechte von den Plattenfirmen", entgegnete Lechner.
Kulturpolitik muß handeln
"Nicht die Musikwirtschaft ist in der Krise, sondern die Tonträgerindustrie!" Diesen Satz stellte Peter Tschmuk vom Wiener Universitätsinstitut für Kulturmanagement und -wissenschaft an den Beginn seiner Ausführungen. Es gäbe mehr Musik als je zuvor - auch von unabhängigen Kleinlabels -, weshalb die Majors ihr gesamtes Kapital heute in die Vermarktung der Tonträger investierten. Dort sei die gesamte Kreativität gebunden. Aber Marketingmacht alleine reiche nicht aus. "Wir brauchen kulturpolitische Maßnahmen", forderte Tschmuck abschließend.
Staatssekretär Franz Morak gestand zu, daß die derzeitigen Förderstrukturen traditionelle Kulturformen bevorzugten. Kreativität und Industrie müßten keine Gegensätze sein, Künstler seien allerdings die zentralen Personen. "Es ist eine Riesensauerei, wie man mit diesen Menschen in diesem Land umgeht", erklärte Morak. Gemeinsam mit Madeleine Petrovic habe er sich im früheren ORF-Kuratorium für mehr österreichische Musik im ORF eingesetzt - allein auf weiter Flur. Dieser Einsatz sei von der Presse sogar lächerlich gemacht worden. So habe die Zeitschrift Falter Petrovic für ihr Engagement sogar den Titel Dolm der Woche verliehen.
Im Hollywood-Segment der Unterhaltung könne Österreich allerdings selbst mit staatlicher Unterstützung nicht mithalten. Demokratisch verfaßte Kontrolle des Kapitals und die Betonung der eigenen Stärken seien gefragt. "Dem Paul Fields [österreichischer Geiger, Red.] fallen zwischen sieben und acht Uhr in der Früh mehr Melodien ein, als in ganz Barbarella enthalten sind", kommentierte der Staatssekretär den Trend zu importierten Musicals, für die Wien hohe Subventionen ausschütte. Zur einer gesetzlichen Quote sagte er: "Die Quotenfrage ist auch mit den Teilnehmern am liberalisierten Radiomarkt zu diskutieren."
Stimmen aus dem Publikum und Resümee
Frau Herzog vom Außenministerium bezweifelte die Sinnhaftigkeit einer Konzentration auf Österreich. Vielmehr gelte es unsere Musik zu exportieren und Tantiemen, beispielsweise, auch aus China zu lukrieren. Hier sei die AKM gefragt. Einen weiteren interessanten Aspekt beleuchtete Andy Baum: "Radio bedient nur mehr die Zielgruppe Werbewirtschaft und mißbraucht den Hörer!"
Auf Anregung von Peter Paul Skrepek, sieben Jahre nach der ersten Bürgerinitiative Österreichische Note wieder eine seriöse politische Debatte auf höchstem Niveau einzuleiten, antwortete der Staatssekretär: "Ich bin gerne bereit, zu einem Runden Tisch einzuladen. Daran müssen aber nicht nur Interessenvertreter teilnehmen, sondern auch Frau Dr. Lindner für den ORF und Dr. Medwenitsch für die Tonträgerwirtschaft."
PS: Weitere Ausreden betrachten wir als Gesprächsverweigerung und werden von uns nicht mehr akzeptiert [Fortsetzung folgt]. pps
Dank an Dr. Harald Huber und Mag. Günther Wildner für die hervorragende Organisation und Durchführung des Symposions. Über den weiteren Verlauf berichten wir demnächst.
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