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Arbeitslose kaufen keine CDs

Kontroverse um Musiktausch im Internet geht weiter. Ist die Krise der Musikindustrie hausgemacht, oder sind die Gratiskopierer an allem schuld?

Berlin, Hamburg (5. April 2004) - Die Schlacht um die öffentliche Meinung geht weiter. Während die Ifpi-Musikkonzerne die Internettauschbörsen als vermeintliche Hauptverursacher ihrer Umsatzeinbrüche lieber heute als morgen dingfest machen wollen und am 30. März Strafanzeige gegen 68 Nutzer von sog. P2P-Netzwerken erstattet haben, sprechen Attac-AG und der Chaos Computer Club von "Kriminalisierung der Bevölkerung". Gestärkt wird dieser Standpunkt durch eine neue Studie, derzufolge Tauschbörsen der Musikindustrie nicht schaden; und tatsächlich stiegen die Musik-Verkäufe in den USA im ersten Quartal 2004 um 9,2 Prozent.

"Falsche Einschüchterungspolitik"

Nach der Klage der Musikindustrie gegen ausgewählte Internetbenutzer ruft nun der Chaos Computer Club zum Boykott der Ifpi-Mitglieder auf. Wörtlich ist von einer "falschen Einschüchterungspolitik" die Rede. Die Branche solle nicht den Nutzern die Schuld geben, wenn sie selber den Beginn des Informationszeitalters verschlafen und es versäumt habe, ihr Geschäftsmodell an die digitale Welt anzupassen, erklärt der CCC und "fordert deshalb auf, die Musikindustrie dort zu treffen, wo sie am verwundbarsten ist. Entziehen wir ihr den Umsatz".

Ein Appell, der - zumindest in den USA - offensichtlich ungehört blieb. Der dort seit September 2003 beobachtete Aufschwung bei Musik-Verkäufen hält an, wie den in der Vorwoche vom Nielsen SoundScan veröffentlichten Daten zu entnehmen ist. Im ersten Quartal stiegen die Album-Verkäufe auf dem US-Markt um 9,2% im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Plus von 56% war der Anstieg beim Verkauf von Musik-DVDs beispielhaft. Auch bei CD-Singles stieg die Zahl der Auslieferungen um 85,5 Prozent auf 8,3 Mio. Einheiten und wertmäßig um 84 Prozent.

Gratiskopie als Kaufanreiz?

Das Herunterladen von Musik via Tauschbörsen ist darüberhinaus nicht für die Umsatzeinbußen der vergangenen Jahre verantwortlich. Das wollen zwei Forscher der Universitäten North Carolina und der Harvard University in ihrer Studie "The Effect of File Sharing on Record Sales" herausgefunden haben. Grundlage für die Untersuchung war der Vergleich von Musikdownloads mit der Marktentwicklung der aktuellen Alben und Songs in den Hitlisten. Die Untersuchung erstreckte sich über 17 Wochen im Jahr 2002.

Insgesamt bedeute das Herunterladen von 5.000 Musiktiteln den Verlust von nur einer echten CD für die Industrie, so die Studie. Ohne das Vorhandensein einer Tauschbörse hätten die meisten Nutzer die vorher kopierte Musik nicht später gekauft. Nach Meinung der Forscher könnten die Tauschbörsen also sogar einen positiven Effekt auf die Albumverkäufe haben.

File-Sharing in Kanada legal

Der Tausch von urheberrechtlich geschützter Musik ist in Kanada legal. Das entschied kürzlich ein kanadisches Bundesgericht und wies damit einen Antrag des kanadischen Musikverbandes CRIA zurück, der die Erlaubnis zur Identifikation von 29 Nutzern zum Ziel hatte.

Grundsätzlich ist in Kanada - ebenso wie z.B. in Österreich und Deutschland - das Kopieren von Musik für den privaten Gebrauch erlaubt. Dafür werden beim Kauf von Leerkassetten, CD-Rohlingen und auch Abspielgeräten Pauschalgebühren eingehoben, die an die Verwertungsgesellschaften der Rechteinhaber abgeführt werden. Die Entscheidung des Gerichts geht aber darüber hinaus. Das Ablegen von Musik in einem via Internet zugänglichen Ordner sei keine unerlaubte Verbereitung, solange der Anbieter dafür keine Werbung mache, widerspricht Richter Finckenstein der Industrie. Nach deren Ansicht geht dieses zur Verfügung stellen im Internet eindeutig über den privaten Gebrauch hinaus.

Pauschalgebühren als Alternative zur Kriminalisierung

"Normale Bürger werden wie Verbrecher behandelt", empört sich Oliver Moldenhauer von der Attac AG Wissensallmende und freier Informationsfluß und schlägt vor, das in der Bundesrepublik bestehende System von Pauschalabgaben auszuweiten und dafür im Gegenzug das Tauschen über das Internet zu gestatten. Mit dem zusätzlich eingenommenen Geld könnten die Künstler für Einkommensausfälle entschädigt werden.

"Das ist momentan graue Theorie", ist dazu von Vertretern der Verwertungsgesellschaften zu hören. Denn eine genaue Zuordnung sei bei Pauschalvergütungen eben nicht möglich. Aber auch das von der Industrie favorisierte digitale Rechtemanagement berge Gefahren. "Nur die staatlich genehmigten Verwertungsgesellschaften sind Garant, daß die vom geplanten DRM erhobenen Nutzerdaten ausschießlich zweckgebunden verwendet und nicht mißbräuchlich etwa als Konsumentenprofil gewinnbringend verkauft werden", verlautet aus der AKM.

Wer bleibt auf der Strecke?

Als"Notwehrmaßnahme" bezeichnet Stefan Kampeter, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Dialogforums Musikwirtschaft der CDU (im Bild links), die Ifpi-Klagen gegen Tauschbörsennutzer. "Musikalische Vielfalt kann nicht mit der Sozialisierung von Eigentum gesichert werden. Geistiges Eigentum muß dieselben Schutzrechte genießen wie physisches Eigentum."

Andererseits sind auch die Argumente des Chaos Computer Clubs nicht von der Hand zu weisen: die Qualität der Musik sei gesunken, Musik diene nur mehr dem Profit, das Angebot beschränke sich auf die aktuelle Hitparade, ältere Titel und Musik abseits des Trampelpfades fänden sich kaum noch im Angebot; dafür sei der Preis einer CD zu hoch.

"An der Musikindustrie ist der Zug des Internets vorbei gefahren", heißt es in einer Aussendung des CCC. "Die Musikhörer haben ihre eigenen Vertriebswege für aktuelle Technik gefunden, die ihre Wünsche befriedigt. Währenddessen hat sich die Musikindustrie weiter darum gekümmert, ihre Pfründe zu wahren. Doch viele Hörer sind bereit, Künstler für ihr Werk zu entlohnen. Dazu müssen neue Wege geschaffen werden, um ihnen gerecht das Honorar zukommen zu lassen."

PS: Derweilen geht die Entlassungswelle bei der Industrie weiter. Bei der EMI sollen 1500 Stellen - das sind 20 Prozent der Belegschaft - eingespart werden. Doch, Achtung: Arbeitslose kaufen keine CDs! pps


Mehr zum Thema:
1. http://www.ifpi.de/news/news-380.htm
2. http://www.hartabergerecht.de/index5255.html?id=9
3. http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/urhg/
4. http://www.heise.de/tp/deutsch/special/copy/17060/1.html
5. http://register.consilium.eu.int/pdf/de/04/st06/st06376.de04.pdf
6. http://www.ccc.de/campaigns/music?language=de
7. http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,289514,00.html

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