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Sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz! Wien, 1. September 2006
Zunächst gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zur Wahl und wünsche Ihnen für Ihre neue Tätigkeit viel Erfolg und eine glückliche Hand.
Sie haben vor einigen Tagen in einem Gastkommentar der Salzburger Nachrichten einige Leitlinien Ihrer Direktion dargelegt. Kulturgewerkschaft und Musikergilde unterstützen Sie in Ihren Bestrebungen, den ORF als öffentlich-rechtlichen Rundfunk in seinem derzeitigen Umfang zu erhalten. Ein starker und unabhängiger ORF ist tatsächlich ein Garant für den Erhalt der Eigenständigkeit Österreichs. Womit wir schon bei der Frage wären: stark wozu und unabhängig wovon?
Die Berichterstattung über Land und Leute, über die österreichische Lebensart, über unsere gemeinsame Kultur wird konterkariert durch ein angloamerikanisch dominiertes Programm. Wie eine ORF-Studie, die auch dem Publikumsrat vorgestellt worden ist, ergeben hat, bestand das Jugendprogramm in der untersuchten Woche zu hundert Prozent aus US-amerikanischen Fernsehserien. Seither hat sich – nach meinen Beobachtungen – nichts geändert. Von der österreichischen wie von der europäischen Kultur ist keine Rede in solchen Programmen für jene Menschen, die noch auf der Suche nach Zugehörigkeit, nach Identität sind.
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Kultur beschränkt sich jedoch nicht auf repräsentative Kunst oder die Avantgarde. Kultur hat etwas mit der umfassenden Pflege des Erreichten und dem großzügigen Fördern des gerade Entstehenden zu tun. Daraus ergibt sich nicht notwendigerweise ein Minderheitenprogramm. Kunst ist ein Pfeiler jeder Kultur, ich meine, ein zentraler Pfeiler. In der täglichen Realität erleben wir ein breites Publikum, das Kultur schätzt und bereit ist, für Kunst Geld auszugeben. Man muß nur den Kulturbegriff weit fassen und die gesamte zeitgenössische Kunst miteinbeziehen. Dann schaltet niemand mehr um.
Musikschaffende in die Musikredaktionen
So wie die aktuelle Berichterstattung in die Hände von Journalisten gehört, müssen im Bereich der Kunst [Literatur, Theater, Tanz, Film, Musik etc.] im ORF Praktiker ans Werk gehen dürfen. Um ein attraktives Programm bieten zu können, erachten wir eine gute Mischung zwischen akademisch Gebildeten und Menschen, die das jeweilige Handwerk auch ausüben, für dringend geboten.
Das gilt auch für die ORF-Radios. Bei allem Respekt für Journalistinnen und Journalisten: in die Musikredaktionen des Hörfunks gehören auch Musikerinnen und Musiker aller Stilrichtungen! Wir verlangen ein Ende jenes Musikprogramms, das – direkt oder über drei Ecken – von Beratungsfirmen gestaltet wird. Es ist ja geradezu absurd, wenn dem einstigen Vorreiter Ö3 von einer deutschen Beratungsfirma erklärt wird, wie Radio gemacht werden muß und die ihm die Leitlinien für ein Formatradio [One size fits all] gleich mitverkauft. Müssen Radio-Moderatoren wirklich nach Deutschland "gekarrt" werden, um "richtig" sprechen zu lernen?
Daß den so genannten Heimatradios des ORF die hier heimische Musik aller Stilrichtungen so hoffnungslos in Hintertreffen geraten ist, ist ebenso kaum mehr zu ertragen. Da hilft auch kein Ö1 mehr – und kein FM4, das, nebenbei bemerkt, nur einen sehr kleinen Teil der Jugendkultur abdeckt [Laut ORF erreicht FM4 nur 12 Prozent der Jugendlichen.] Die ältere Generation findet sich zunehmend überhaupt nicht mehr in den Musikprogrammen wieder.
Es geht natürlich auch ums Geld, das wissen Sie als Kaufmännischer Direktor wohl am besten. Mit österreichischer Kultur läßt sich nicht nur ein Staat machen, sondern auch Geld verdienen. Wir haben dazu eine Reihe von Vorschlägen und Forderungen, die wir mit Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz, und mit ihrem Mitarbeiterstab besprechen wollen. Wir streben substanzielle dauerhafte Einigungen über die hier aufgeworfenen Fragen an und sehen Ihren Terminvorschlägen mit großem Interesse entgegen.
Peter Paul Skrepek
PS: Aus aktuellem Anlaß lege ich eine Presseunterlage zur Situation der österreichischen Musik im ORF bei. Die Zahlen beruhen auf Angaben des ORF.
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