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Berlin/München/Wien (10. Februar 2004) - Schon vor eineinhalb Jahren legte Universal bei der EU-Kommission Beschwerde gegen alle BIEM-Gesellschaften ein. Tenor: Die Tarife für Plattenpressungen seien zu hoch. Im Dezember des Vorjahres hat nun die deutsche Landesgruppe der IFPI [International Federation of Phonographic Industry] bei der Schiedsstelle des Deutschen Patent- und Markenamts den Antrag gestellt, den bisherigen Vergütungssatz für die Lizenzierung von Tonträgern von 9,009 Prozent vom Herstellerabgabepreis auf 5,6 Prozent zu senken. Damit werde das seit Jahrzehnten funktionierende System der "angemessenen Beteiligung der Autoren" am Erlös der Tonträgerverkäufe von der deutschen Schallplattenindustrie grundsätzlich in Frage gestellt.
Realitätsfremde Urheber: Gerd Gebhardt
Komponisten lebten realitätsfern "auf einer heilen Insel inmitten stürmischer See" wirft ihnen der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, vor - nur weil sie eine angemessene Beteiligung am Erlös der Tonträgerverkäufe fordern. Tatsächlich leiden jedoch auch die Urheber durch die Anbindung an die Tonträgerverkäufe bereits seit Jahren unter den schweren Umsatzrückgängen im Tonträgermarkt; nun will die Tonträgerindustrie diese schwierige Situation der Urheber noch dadurch verschärfen, daß sie ihre Umsatzverluste der letzten vier Jahre noch zusätzlich auf den Rücken der Kreativen durch Reduzierung der Entlohnung um 40 % abwälzen möchte: Dies sei - in voller Absicht - existenzbedrohend, heißt es in einer Pressemitteilung der GEMA. "In einer Situation, in der die Phonographische Wirtschaft ihre gesamte unternehmerische Intelligenz darauf konzentrieren sollte, zukunftsorientierte Lösungen zur Bewältigung der Krise im Tonträgermarkt zu finden, verfällt sie darauf, den kreativen Komponisten und Textautoren den gerechten Lohn vorzuenthalten, um die eigenen Umsatzverluste der vergangenen Jahre auszugleichen."
Problemlösung nicht auf dem Rücken der Kreativen: Reinhold Kreile
"Der Versuch der deutschen Tonträgerindustrie, ihre Probleme auf dem Rücken und zu Lasten der schöpferischen Komponisten und Textdichter zu lösen, wird scheitern", kommentierte Prof. Dr. Reinhold Kreile, Vorstandsvorsitzender der GEMA. "Die Industrie muß anerkennen, daß das geistige Eigentum, das Grundrecht der schöpferischen Komponisten und Textdichter, in seiner Grundsubstanz auch künftig geschützt bleiben muß".
Wer den Schaden hat ...
Die aktuellen Umsatzrückgänge - in Deutschland minus 20 Prozent - treffen nicht nur die Industrie, sondern auch die Komponisten, Autoren und Musikverleger, denn deren Verwertungsgesellschaften haben bereits vor Jahrzehnten ein prozentuales Vergütungssystem mit den Tonträgerherstellern vereinbart. Dieses wohl abgewogene System soll nun offenbar gänzlich in Frage gestellt und die Rechteinhaber doppelt zur Kasse gebeten werden. So haben Tonträgerindustrie und Verwertungsgesellschaften seit 1997 den Vergütungssatz von 9 Prozent vom Herstellerabgabepreis für die europaweit "angemessene Vergütung" gehalten. "Diese Vereinbarung darf nicht einseitig von der Tonträgerindustrie unterlaufen werden. Die in einer Krise befindliche Tonträgerindustrie schadet sich selbst, wenn sie das kreative Potential ihrer Urheber, die die Basis ihres Erfolges sind, beschädigt", so die GEMA.
... spottet jeder Beschreibung
"Man will beweisen, daß die Verwertungsgesellschaften ihre Monopolstellung mißbrauchen. Wird der Beschwerde stattgegeben, kann tatsächlich alles zusammenbrechen", meint Dr. Helmut Steinmetz, Direktor der Austro-Mechana dazu. "Es wird gezündelt, um dann zu schreien: Schaut, es brennt!"
Es geht um 200 Millionen Euro Bis zur Entscheidung des deutschen Patent- und Markenamtes zahlt die Tonträgerindustrie den strittigen Differenzbetrag nicht an die GEMA, sondern hinterlegt das Geld auf Sperrkonten. Da das Schiedsverfahren bis zu fünf Jahre dauern könne, würden den 60.000 Komponisten, Textdichtern und deren Verlegern über 200 Millionen Euro vorenthalten, rechnet der Deutsche Musikverleger-Verband [DMV] vor. Die IFPI weigere sich seit über drei Jahren, konstruktive Gespräche mit der GEMA zu führen, erklärte Karl-Heinz Klempnow, Vizepräsident des DMV und stellvertretender Vorsitzender des GEMA-Aufsichtsrates. Der Plan der Industrie, den Autoren die ihnen zustehenden Lizenzen vorzuenthalten, stehe in diesem Zusammenhang.
Schikane der Industrie: Dagmar Sikorski
Dagmar Sikorski, Präsidentin des DMV und Aufsichtsratsmitglied der GEMA, sprach auf der MIDEM von einer "Schikane der Industrie", die jeden moralischen und demokratischen Verhaltens entbehre. Letztendlich sei diese Handlungsweise mit einem Vorgehen im Tarifstreit zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern zu vergleichen, bei dem die Arbeitgeber 40 Prozent der Löhne sperren lassen.
PS: Die Dinosaurier starben angeblich vor 65 Millionen Jahren in Folge eines Asteroideneinschlages aus. Auch den großen Plattenfirmen steht das Wasser offensichtlich schon bis zum Hals.
pps