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Musikfonds von IG-Kultur abgelehnt

Die IG-Kultur ist verstimmt. Im neuen Musikfonds sieht sie eine Wirtschaftsförderung. Uninformiertheit, Scheuklappendenken, Neid, Mißgunst?

Wien (5. Juli 2005) - Kaum vorgestellt, schon im Kreuzfeuer der Kritik. Die IG-Kultur sieht im neuen Musikfonds einen Mißbrauch der Kunstförderung. Hier die heutige Presseaussendung der IG-Kultur im Wortlaut:

»Obwohl die österreichische Musiklandschaft dringend neuer politischer Impulse bedarf, bleibt die Bundesregierung bislang die Erklärung schuldig, warum Finanzmittel der Kunstförderung in einerm derart großen Umfang für eine Maßnahme der Wirtschaftsförderung aufgewendet werden!« Mit Unverständnis reagiert die IG Kultur Österreich auf die finanziellen Grundlagen des neu eingerichteten Musikfonds, der mit insgesamt 600.000 Euro die heimische Musikproduktion ankurbeln soll.

Kritik an Wirtschaftsförderung aus Kunstbudgets

»Wir können nur staunen«, erklärt IG Kultur Obmann Bernhard Amann, »daß immerhin die Hälfte dieses Betrags aus der Kunstsektion im Bundeskanzleramt beigesteuert wird. Völlig ungeklärt ist, woher dieses Geld kommt und auf wessen Kosten.« Noch vor kurzem mußte die IG Kultur Österreich eine deutliche Kürzung der Jahresförderung bei Kulturinitiativen verzeichnen (-57% seit 2002). Hier wird die Schwerpunktsetzung der Bundeskulturpolitik unter Bundeskanzler Schüssel deutlich, die seit dem Jahr 2000 Fördermittel zunehmend von kritischer Kultur- und Medienarbeit abzieht, um sie wirtschaftspolitischen Zwecken zur Verfügung zu stellen. Auch sind berechtigte Zweifel angebracht, ob die Ausschüttungen des Musikfonds nicht viel mehr den Major-Labels zu Gute kommen.

»Kunststaatssekretär Morak schielt offensichtlich auf Zustimmung aus Wirtschaftskreisen. Aus den Reihen von Kunst und Kultur ist bei derart fragwürdigen Umwidmungen von Kunstförderungsmitteln mit keinem Sympathie-Zugewinn zu rechnen«, so Amann abschließend. [Ende der Aussendung]

Soweit die Meinung der IG-Kultur. Musikschaffende können nur staunen - aber nur solange die Hintergründe dieses Angriffs nicht sichtbar sind. Dazu später mehr. Wir haben jedenfalls sofort nach Bekanntwerden Stellung genommen: Hier unsere Antwort:

Musik auch ein Teil der Kultur – Interessenvertretungen weisen Kritik zurück

Die IG-Kultur protestierte heute gegen den neu eingerichteten Musikfonds. CD-Produktionsförderung für Musikschaffende, die in Österreich leben, wäre mißbräuchliche Wirtschaftsförderung aus dem Kunstbudget, heißt es dazu in einer Aussendung der IG-Kultur.

»Damit protestiert die IG-Kultur gegen sich selbst. Offensichtlich sind Musikschaffende oder Musikveranstalter in der IG-Kultur nicht mehr willkommen«, wundert sich Peter Paul Skrepek, Präsident der Musikergilde und Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport, freie Berufe.

Zeitgenössische Musik aller Art sei sicherlich auch förderungswürdig, so Skrepek. »Auch Jazz, Rock, Pop und andere Stile von heute sind Kunstformen. Wenn die Republik das nun anerkennt und Budgetmittel aus dem Fonds für kulturelle Schwerpunktsetzung in aktuelle Musik investiert, ist das sehr erfreulich. Ein Kunstverständnis, wie es aus den Worten des IG-Kultur Obmannes spricht, hilft den Musikschaffenden hingegen überhaupt nicht weiter«, erklärt der Musikerpräsident.

Während die IG-Kultur über eine Kürzung der Jahressubvention klagt, erhalten weder die Gewerkschaft KMSfB noch die Musikergilde Förderungen seitens der öffentlichen Hand. Wir wollen sie auch gar nicht! »Wer kritische Kultur- und Medienarbeit mit Hilfe von Subventionen betreibt, kann schnell in seltsame Abhängigkeiten geraten. Das war in der Vergangenheit so und hat sich bis heute nicht geändert«, so Skrepek grundsätzlich. »Wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet. Neid ist ein schlechter Ratgeber.« [Ende der Aussendung]

Was steckt hinter der IG-Attacke?

Im Hintergrund lauern - wie immer, wenn es für Künstler unverständlich wird - Ideologie und Parteipolitik. »Die IG Kultur Österreich ist das Netzwerk und die Interessenvertretung der freien und autonomen Kulturarbeit in Österreich.« Sie setzt sich für »die strukturelle Absicherung der Kulturinitiativen und die soziale Absicherung von Kulturarbeiter/innen« ein, und zwar durch »Politisierung von Kulturarbeit und Kulturpolitik«. So steht es auf ihrer Internetseite zu lesen.

Die IG-Kultur vertritt demnach explizit nicht die Interessen der Musikschaffenden. Das ist umso bedauerlicher, als die unabhängigen Kulturinitiativen in ganz Österreich als Veranstalter die natürlichen Partner der Musikerinnen und Musiker darstellen. Wir wollen mit diesen Partnern zusammenarbeiten - zum gemeinsamen Vorteil. Wenn die IG-Kultur als Organisation dieser Kulturveranstalter allerdings auf Konfrontationskurs mit den Musikschaffenden geht, klinkt sie sich aus dieser Partnerschaft aus. Für die Veranstalter stellt sich die Frage, ob die IG-Kultur ihnen damit einen Dienst erwiesen hat?!

PS: Was von Staatssekretär Morak kommt, ist für manche per se schlecht. Ob es für die Musikschaffenden in Österreich Vorteile bringt, spielt offenbar keine Rolle. Die IG-Kultur reagiert - nach eigenen Worten - mit Unverständnis. Ein jämmerliches Schauspiel! pps

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