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Einer muß der Zweite sein

Alf Poier, Gewinner der Publikumswertung, fährt nicht nach Kiew zum 50. Eurovisions Song-Contest. Warum? Die ORF-Generaldirektorin antwortet.

Wien (7. März 2005) - »Man muß aufpassen, daß man keine Persona non grata [unerwünschte Person] wird«, meinte ein ungenannt bleiben wollender ORF-Mitarbeiter zum Fall Poier. Tatsächlich scheint das unangepaßte Multitalent - Monika Lindner bezeichnete Alf Poier in der heutigen Sitzung des Publikumsrats als »Eigenwerbegenie« – beim ORF-Management in Ungnade gefallen zu sein.

Für den ORF fährt Global Kryner zum diesjährigen Songcontest, eine Gruppe von Vollblutmusiker/innen, die mit ihrer humorvollen Mixtur aus Oberkrainer, Jazz und Pop das Publikum begeistert. So auch bei der Österreich-Ausscheidung Song.null.fünf. Für ihr Lied Y Asi wurden österreichweit rund 60.900 Stimmen per Telefon abgegeben, für Poiers Beitrag Good Old Europe Is Dying jedoch 106.100, also fast doppelt so viele. Trotzdem belegte letzterer nur Platz Zwei.

Möglich wurde dieses Ergebnis durch eine neue Wahlarithmetik. Abgestimmt wurde nämlich getrennt nach Bundesländern. Die 270.511 via Mobiltelefon bzw. SMS abgegebenen Stimmen wurden als zehntes Bundesland eingestuft und waren damit nur mehr ein Zehntel wert. Bei den gewerteten Handys und SMS lag Poier mit 32,87 Prozent oder 88.917 Stimmen weit vor Global Kryner mit 17,64 Prozent oder 47.718 Stimmen. Aber auch von den rund 66.000 Festnetz-Stimmen entfiel die Mehrheit auf Alf Poier.

Sieg auf der ganzen Linie

Sieg auf der ganzen Linie - und trotzdem Zweiter. Peter Paul Skrepek fragte ORF-Generaldirektorin Monika Lindner nach dem Grund, warum der Wahlmodus noch kurz vor der Sendung geändert worden war. Lindners Antwort: »Das hätten Sie Programmdirektor Dr. Scolik im Programmausschuß fragen sollen!« Tatsächlich hatte Skrepek diese Frage an Scolik gestellt. Dieser meinte, man habe sich damit am Wahlmodus des Songcontest orientiert, wo Stimmen von kleinen Ländern ebensoviel Gewicht haben wie jene von großen. »Auch Malta kann 12 Punkte vergeben«, so Scolik.

Die Aufschlüsselung der Mobilanrufe nach Bundesländern wäre technisch machbar gewesen, hätte aber den Gewinn aus den Anrufen für den ORF - nach eigenen Angaben 44.000 Euro - geschmälert. Für nächstes Jahr ziehe man allerdings eine Änderung in Erwägung, erklärte der Programmdirektor.

Im Fernsehen zählen die Sekunden

Auffallend war auch die unterschiedliche Länge von Einleitungen und Interviews im Rahmen der Sendung Song.null.fünf. Während der Vorspann zum zweiten Auftritt von Global Kryner 40 Sekunden dauerte, brachte Poier es nur auf 28 Sekunden. Dem 135-Sekunden-Interview mit Global Kryner stand Poier mit nur 43 Sekunden gegenüber. Warum? »Das ist doch ganz einfach«, anwortete Frau Dr. Lindner. »Eine Gruppe aus fünf Leuten braucht eben länger als ein Einzelkünstler!« Grundsätzlich sprach sich die ORF-Generaldirektorin gegen die in der Politik übliche Groschenzählerei aus: »Wenn wir anfangen, auch bei Unterhaltungssendungen die Sekunden zu zählen, dann wird das eine ziemlich langweilige Sache.«

Es sind die außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die das Salz zur Suppe der Fernsehunterhaltung hinzufügen. Alf Poier war für den ORF zweifellos ein Quotengarant. Nicht nur durch seinen unkonventionellen Auftritt beim Song-Contest vor zwei Jahren, wo er immerhin den sechsten Platz erreichte, sondern auch durch die Berichterstattung im Vorfeld der heurigen Vorauswahl. So hatte die Zeitschrift TV-Media ein von Poier freigegebenes Interview nachträglich kurzerhand mit anderen Fragen versehen und ihn durch die Überschrift Poier: Hetze gegen Muslime in die Nähe eines rassistischen Hetzers gegen Ausländer im allgemeinen und Moslems im besonderen gestellt. »Richten Sie Ihre Kritik an Rudi Klausnitzer«, empfahl Monika Lindner Publikumsrat Skrepek.


»… und weil sich Mohammed so gut vermehrte, singt schon bald in Rom der Muezzin.« - Alf Poier.

Klage wegen Irreführung?

Die Frage nach der Vereinbarkeit von so genannten Call In-Sendungen mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag kommentierte Klaus Daubeck, Publikumsratsvertreter des Bereichs Eltern und Familien. Er lehne »Sendungen, die Geld abkassieren, in einem gebührenpflichtigen Rundfunk« ab. Bei Song.null.fünf konstatierte er überdies eine massive Preissteigerung von 14 Cent im Vorjahr auf 50 Cent pro Anruf oder SMS. Sollte diese »Abzocke« Usus werden, »dann würde ich auch eine deutliche Reduktion der ORF-Gebühren verlangen«, so Daubek heute. ORF-Generaldirektorin Monika Lindner verwies auf verringerte Werbemöglichkeiten für den Öffentlich-Rechtlichen. Aber man verstoße mit Mehrwertnummern-Angeboten nicht gegen das ORF-Gesetz.

Poiers Manager Rene Berto: »Der ORF war in den letzten Wochen wegen seiner nächtlichen Gewinnspiele heftig unter Beschuß geraten und hat jetzt selbst nichts anderes gemacht, als die Fans zusätzlich abzuzocken. Wir fordern daher den ORF auf, die beim Voting angefallenen Gebühren an die Fans zurückzuzahlen.« Mittlerweile haben sich zahlreiche Handy-Anrufer beim ORF gemeldet. Sie fühlen sich getäuscht und fordern eine Rückerstattung der Gesprächsgebühren. Sollte der ORF nicht bezahlen, drohen sie mit einer Klage.

PS: Der bittere Nachgeschmack für die großartigen Global Kryner (Bild) sollte nicht von einer wesentlich gefährlicheren Entwicklung ablenken: dem Trend zur Tele-Demokratie. Wenn Abstimmungsergebnisse ungestraft manipuliert werden dürfen, dann wird klar, warum es seit neuestem nur mehr Voting heißt. Mit einer Wahl hat das ganze nämlich nichts mehr zu tun. pps

Letzte Meldung: Alf Poier möchte nun seine musikalischen Wurzeln behandeln und plant unter dem Titel Wahre Sieger eine europaweite Österreich-Tournee.

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