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Quotengläubigkeit

Die Kultur im ORF-Fernsehen stand auf der Tagesordnung des Publikumsrates. Hier die Aussagen der Verantwortlichen zusammengefaßt.

Wien (12. Februar 2005) - Am vergangenen Montag hatten ORF-Kulturchefin Margit Czöppan und Programmdirektor Reinhard Scolik wieder Gelegenheit, ihre Interpretation von Kultur im Fernsehen zu referieren. Um es vorwegzunehmen: Musik hat da praktisch keinen Platz.


Dr. Margit Czöppan


Dr. Reinhard Scolik


Franz Küberl


Mag. Hans Preinfalk


Dr. Wilfried Seipel

Musik sei im Fernsehen leider nicht darstellbar, erklärte Czöppan (alle Bilder: ORF) dem Plenum. Sie folgte damit der Argumentation des früheren ORF-Generalsekretärs Rudas, Musik spiele im Fernsehen keine Rolle. Publikumsrat Peter Paul Skrepek wies auf die Praxis hin, bei großen Konzerten das Geschehen auf der Bühne zusätzlich auf große Videowände zu übertragen. Musik sei sehr wohl fernsehtauglich. Im deutschen Fernsehen werden regelmäßig Konzerte gezeigt.

Tote Kunst - billige Kunst

Czöppan verwies auf die Übertragung des Rosenkavaliers, die zeitweise fast eine halbe Million Zuseher gefunden habe. Im übrigen gäbe es Zeitgenössisches ohnehin im Radio, um 23:30 Uhr auf Ö1. »Eine Produktion wie der Rosenkavalier kostet ein Vielfaches«, so Czöppan. Der ORF möge die Schätze in seinem Archiv heben und dem Publikum präsentieren, schlug Skrepek daraufhin vor. Da würden auch keine Produktionskosten mehr anfallen. »Aber solange die Urheber oder deren Erben leben, werden Rechte fällig«, erwiderte Scolik. Auch eine Archiv-Sendung etwa mit Helmut Qualtinger koste etwas. Kulturchefin Czöppan: »Wir präsentieren ohnehin viele Künstler, die gelebt haben!«

Importierte Kunst - billige Kunst

Man dürfe die jetzt lebenden Künstler nicht vergessen, forderte Skrepek und plädierte für eine Aufhebung der künstlichen Trennung zwischen Unterhaltungs- und Hochkultur. Unterstützt wurde er dabei von Caritas-Präsident Franz Küberl »Ich schlage einen Themenabend vor, an dem Unterhaltung und Kultur zusammenkommen« und Hans Preinfalk [Arbeiterkammer OÖ.] »Klassische Musik höre ich gerne. Aber die Klassik ist bereits 100 Jahre vorbei«. Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums, äußerte sein Entsetzen über die mangelnde Qualität des Vormittags- und Nachmittagsprogramms, das er - krankheitshalber - verfolgt habe. Er werde das auch dem ORF-Stiftungsrat mitteilen. Wie eine aktuelle ORF-Studie ergeben hat, stammen die Serien für ein jugendliches Zielpublikum [14-29] zu 100 (!) Prozent aus den USA.

Er erhoffe sich vom ORF eine ausführliche Berichterstattung über die UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt, sagte Skrepek. Dabei gehe es auch um die Zukunft des ORF als öffentlich-rechtlicher Sender, der eigene Produktionen in den Vordergrund stellt. Dazu müsse der ORF allerdings auch mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden – eine Forderung von Gewerkschaft und Musikergilde, die sich vor allem an die Politik richte.

Im Zuge der Debatte trug Skrepek auch die Stellungnahmen der Interessenvertretungen vor, die im Kulturrat Österreich organisiert sind. Auf die erkennbare Unzufriedenheit mit dem Kulturprogrammangebot des ORF reagierte Programmdirektor Scolik mit der Bemerkung, es handle sich um »selektive Wahrnehmung«. Jeder fühle sich schlecht behandelt. »Sogar von jenen, deren Werke drankommen, sind welche schon enttäuscht, bevor sie gesendet werden«, meinte Scolik.

Was viele interessiert, wird zur besten Sendezeit gespielt. Minderheitenprogramme müssen in die Nacht ausweichen. »Die Kultur ist eben auf viele Kompetenzen aufgeteilt«, so Scolik. Den argumentativen Schlußpunkt setzte Frau Dr. Czöppan: »Ich halte mich nicht an die Zuschauer. Ich halte mich an die Zahlen!«

PS: Wenn Quantität vor Qualität geht, ist es nicht nur um die Kultur schlecht bestellt. pps

So berichtet der ORF selbst über die Sitzung: publikumsrat.orf.at - der Vergleich macht sicher!

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