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"Ein-Euro-Jobs" in der Kultur

Berliner Verleger will zur digitalen Erfassung der Bestände von Museen, Bibliotheken, Archiven und Sammlungen 20.000 Langzeitarbeitslose beschäftigen.

Berlin (24. Jänner 2005) - Der Deutsche Kulturrat hat vor einem massenhaften Einsatz von Ein-Euro-Jobs in der Kultur gewarnt. Aktueller Anlaß ist der Plan des Berliner Verlegers Hans Heinrich, zur digitalen Erfassung der Bestände von Museen, Bibliotheken, Archiven und Sammlungen 20.000 Langzeitarbeitslose für Ein-Euro-Jobs zu beschäftigen.

Hartz IV schlägt zu

Von der Notwendigkeit der Digitalisierung sind alle überzeugt, denn viele Dokumente unserer Kultur drohen zu zerfallen. Aber für eine umfassende digitale Erfassung der Bestände fehlt das Geld. Die Chance für arbeitslose Akademiker (oder Musiker) besteht darin, sich über Ein-Euro-Jobs etwas dazu zu verdienen und sich in einer Zukunftstechnologie zu qualifizieren. Für den Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, könnte dieses Vorhaben Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Kulturbereich haben, die heute noch nicht abzusehen seien.


Olaf Zimmermann

"Wer wird im Kulturbereich künftig noch Mitarbeiter im ersten Arbeitsmarkt beschäftigen, wenn er umsonst Arbeitskräfte bekommen kann?" fragt Zimmermann. Außerdem befürchtet der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, daß bei diesem Projekt die mit einer Digitalisierung von Kulturgut verbundenen urheberrechtlichen Fragen nicht geklärt und das Vorhaben auch fachlich nicht ausgereift sei. Kulturstaatsministerin Christina Weiss dürfe ein solches Vorhaben nicht unterstützen, fordert Zimmermann.

Flexibilisierung und Ausbeutung

Dazu erklärte ein Sprecher der Staatsministerin der Deutschen Presseagentur dpa gegenüber, grundsätzlich sei gegen eine Digitalisierung von Kulturgut nichts einzuwenden. Der Einsatz von Ein-Euro-Jobs dafür lasse sich aber nicht auf zentraler Ebene realisieren, sondern sei Angelegenheit der Kommunen, wo ein solches Vorhaben mit anderen Projekten wie zum Beispiel denen im sozialen Bereich konkurrieren müsse. Vor allem dürfe das auch nicht auf Kosten fester Arbeitsplätze gehen. Es sei bei jenen Fällen denkbar, die ansonsten liegen bleiben würden.

Quellen: apa, dpa

PS: Beitrag zum "Gedankenjahr": Österreich bietet für seine Musikschaffenden schon lange "Kein-Euro-Jobs" an. pps

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