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Wien (24. Dezember 2009) – Endlich trägt unser Einsatz Früchte. Dreißig Prozent Musik aus Österreich werden die ORF-Radios 2011 senden. Das klingt gut! Derzeit sind es 23 Prozent, nach Herkunft der Interpreten gerechnet. Die Interpretenanteile als Basis der Vereinbarung heranzuziehen, war eine Forderung des ORF, die wir akzeptiert haben. Immerhin beträgt die Steigerung von 23 auf 30 Prozent ganze sieben Punkte, wobei eine Schwankungsbreite von 1,5 Punkten zulässig ist.
Möglich wurde diese Selbstverpflichtung des ORF durch den beständigen Druck der Musikschaffenden und der Musikproduzenten – und durch die Bereitschaft des ORF-Generaldirektors, einen politischen Auftrag zu verwirklichen. Alexander Wrabetz' (im Bild links) entschlossenes Auftreten als interimistischer Radiodirektor hat wesentlich beigetragen, auch Ö3 und Radio Wien, die Sender mit dem niedrigsten Österreicher-Anteil, zu einer Anhebung um insgesamt vier Prozentpunkte zu verpflichten.
Damit wurde nicht nur eine jahrelange Abwärtsbewegung gestoppt, sondern eine positive Entwicklung eingeleitet. Offensichtlich gegen den Widerstand einiger Radiomanager, die während der Gespräche jede Einmischung in ihr Programm kategorisch abgelehnt haben.
Eine wesentliche Forderung der Musikergilde bleibt jedoch gerade die vollständige Wiederherstellung der vom ORF immer betonten Programmhoheit. Diese existiert seit der Übernahme durch das Formatradio nur mehr eingeschränkt. Radio Wien machte 1993 den Anfang, und heute senden die ORF-Radios im wesentlichen nur mehr die Hits der vergangenen Jahrzehnte und Ausschnitte aus der aktuellen US-Hitparade. Die Musikergilde hat in den Verhandlungen mit dem ORF wiederholt eine Musikauswahl gefordert, die sich nicht nach den Vorgaben ausländischer Radioberater richtet.
»Was ihr da vorhabt, ist die Zerstörung dessen, was wir aufgebaut haben!« Franz Manola [links], Stratege für hochauflösendes Fernsehen
»Wir senden das, was das Publikum hören will«
Gefragt sind die Wünsche des Publikums. Publikumsakzeptanz bleibt ein Hauptkriterium für den ORF – und könnte durchaus als Argument dienen, die Vereinbarung auslaufen zu lassen, falls die Marktanteile der ORF-Radios sinken. Wer je an einer telefonischen Publikumsbefragung teilgenommen hat, weiß, wie das funktioniert: deren selbsterfüllende Prophezeiung haben wir bereits dokumentiert [zum Artikel]. Bis zuletzt hat jene Radioberatungsfirma, die dem ORF bei der Umgestaltung zum Formatradio behilflich war, diesen so genannten Air-Check durchgeführt. Sie kontrolliert damit das Programm. Publikumswünsche können "leider" nur dann erfüllt werden, wenn sie in dieses Programm passen.
Für musikalische Vielfalt
Die jetzt abgeschlossene Vereinbarung wird mehr Musik aus Österreich in die österreichischen Radios bringen. Denn Musik gehört gehört. Sie ist aber auch eine gute Gelegenheit, mehr Musik aus anderen Ländern und Kontinenten zu senden: aus Frankreich, Spanien und Italien, aus ganz Europa, Südamerika, Afrika und Asien, beispielsweise. Musik ist wesentlich vielfältiger, als uns das Formatradio weismachen will. Es gibt weit mehr als nur streng formatierte Musikimitationen – auch in den USA. Die echte Musik Amerikas ist es ebenso wert, gesendet zu werden. So gesehen könnte es jetzt einen Befreiungsschlag geben: für Musikschaffende wie Publikum, und – nicht zuletzt – für die Musikredaktionen.
Die SOS-Delegation am 20.11.2009 im ORF-Zentrum (v.l.n.r.): Walter Gröbchen [Aman], Bruno Strobl [IGNM], Andreas Rathammer [Labels], Alexander Kukelka [ÖKB], Peter Paul Skrepek [Musikergilde | Gewerkschaft], Hannes Eder [Ifpi], Dr. Werner Müller [WKÖ, Fachverband Film & Musik], Mag. Günther Wildner [ÖMR] – alle Fotos: Raphael Skrepek
Ziel bleibt der Europa-Standard
Ziel bleibt weiterhin der Europa-Standard. Die vereinbarten 30 Prozent beziehen sich, wie gesagt, auf Interpretationen aus Österreich. Im Zuge der Verhandlungen hat sich herausgestellt, daß Interpretationen und Kompositionen im Verhältnis 3:2 stehen: 30 Prozent Interpretationen entsprechen also 20 Prozent Kompositionen. International werden nur Kompositionsanteile erhoben. In Europa beträgt der tatsächliche Anteil jeweils heimischer Komponist/innen am Radioprogramm 42 Prozent. Das heißt, im Jahr 2011 wird der ORF den halben Europa-Standard knapp erreichen und hoffentlich nicht mehr letzter sein.
PS: Von einer Verwirklichung unseres Vorschlags, der ORF solle in jedem Sender ein Lied mehr aus Österreich pro Stunde senden, sind wir noch weit entfernt. 2008 konnte man im Schnitt 2,7 Interpretationen aus Österreich im ORF-Radio hören, auf Ö3 einen Titel, und auf Radio Wien ging sich gar nur ein Zweidrittel-Lied in der Stunde aus. Im vereinbarten Dialogorgan, das ab jetzt jährlich mindestens zweimal zusammenkommt, wird noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein. pps
Tipp: Die Vereinbarung zwischen ORF und SOS-Musikland im Wortlaut
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