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L5

Letzte Änderung: 01.07.2003

Angelegt von

Allgemeines

Erscheinen bei: "Extraplatte (1996)"
Preis: 15,00 €

Bestellnummer: EX 275
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Ensemble

Tracklist

Die Bosnische Tragödie
(Instrumentaloratorium in 5 Sätzen)
L5 / S1 ("live" aus dem Forum Stadtpark)
Elegy
RISP



Alle Kompositionen : Berndt Luef

Musikstile

Avantgarde, Big Bands, Instrumentalsolisten, Latin, Musik-Kabarett, Rhythm & Blues

CD-Details

Besetzung:
Berndt Luef: vibraphon, percussion
Christoph Wundrak: trompete, flügelhorn
Marko Lackner: alt-& sopranosax, flute
Klemens Pliem: tenorsax
Thomas Rottleuthner: baritonsax, bassclarinet
Ewald Oberleitner: bass
Josef Hirzberger: drums
Thorsten Zimmermann: bass on "L5/S1"
Dusan Novakov: drums on "L5/S1"

DIE BOSNISCHE TRAGÖDIE
Instrumentaloratorium in 5 Sätzen
Komposition: Berndt Luef (Sommer 93)
Uraufführung: o2. 12. 1993, WIST (Graz)

1. Satz: Prolog
2. Satz: Sarajevo, Mostar, Gorazde
3. Satz: Leben im Krieg, Krieg im Leben
4. Satz: Verhandlungen, nie eingehaltene Waffenruhen
5. Satz: Epilog in Blutrot

Wie viele meiner Freunde und Mitmusiker stehe ich den Ereignissen im ehemaligen Jugoslawien mit einer Mischung aus Entsetzen, Wut, Trauer und Ohnmacht gegenüber. Diese Betroffenheit habe ich im Sommer 1993 in der Art eines instrumentalen Oratoriums zu verarbeiten versucht. Ich möchte - wenigstens in dem mir zugänglichen Gesellschaftsbereich - auf diesen Krieg reagieren und den sich verbreitenden gleichgültigen Zynismus nicht einfach hinnehmen.
In meiner Studienzeit habe ich mit vielen, damals jugoslawischen Studenten gespielt, nie gewusst, ob sie Slowenen, Serben, Kroaten, Mazedonier waren, da dies bedeutungslos war. Eine der entsetzlichen Folgen dieses Krieges ist der tiefe Hass, der zwischen den einzelnen "Volksgruppen" ausgebrochen ist. Die systematischen Greueltaten (Vergewaltigungen, KZ-Internierungen, Massenerschießungen, Vertreibungen, Hilfe-Verweigerungen) lassen eine friedliche Koexistenz oder gar eine Versöhnung unmöglich erscheinen. Alle Regierungen, ob Milosevic, Tjudman oder Izetbegovich haben nur durch und von diesem Krieg gelebt und letzten Endes weder ihre Armeen noch die vielen losen Milizverbände unter Kontrolle gehabt (bzw. weiß ich nicht, ob sie es überhaupt wollten). Die Militärs aller drei Seiten haben den Krieg gezielt gegen die Zivilbevölkerung und die kulturelle Vielfalt einer offenen und freien Gesellschaft geführt. Ein besonders trauriges Kapitel dieses Krieges waren die vielen nutzlosen Verhandlungen, deren ausgemachte Waffenruhen meist nicht einmal einen Tag lang eingehalten wurden.
Wir im sogenannten "Westen" waren und sind fassungslos, sprachen von gefährteten moralischen Werten, beruhtigen unser Gewissen mit Spenden, wollten und wollen aber mit den logischen Folgen dieses Krieges für uns (Flüchtlingsströme, Wirtschaftschaos) genausowenig konfrontiert werden, wie vor Jahren mit den absehbaren Folgen des Auseinanderbrechens des jugoslawischen Staates. Die Erkenntnis, daß es ein Krieg in Europa war und nicht - wie oft überheblich gesagt wurde - ein Balkankrieg, bleibt uns nicht erspart Ich bin sehr froh, dass die Kriegshandlungen das erste mal seit fünf Jahren eingestellt sind, aber ich habe doch auch die Befürchtung das treibsandähnliche Fundament dieses Friedens, aufgebaut auf der Kriegslage im Dezember 95, könnte beim geringsten Anlass wieder zusammenbrechen.


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