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Building Bridges oder: Unter der Brücke

Der ORF präsentiert sich als leistungsfähige Anstalt bei der Ausrichtung von Großereignissen. Aber kein öffentlich-rechtliches Radio in Europa sendet weniger heimische Musik.

Wien (19. Mai 2015) - Zum internationalen Tag der kulturellen Vielfalt beleuchten wir die Berg- und Talfahrt der Kunstschaffenden in Österreich, das sich gern über „seine” Kunst definiert und als Land der Musik präsentiert. Oft nur ein schöner Schein, denn ein wesentlicher Teil der Szene wird aus den Rundfunkprogrammen ausgeblendet. Die Bilanz:

Der ORF hat seine freiwillige Selbstverpflichtung nicht erfüllt.

In der ersten Phase der Österreichischen Musikcharta bis Ende 2011 wurde das zwischen ORF und SOS-Musikland vereinbarte Ziel, 30 Prozent österreichische Musik im Schnitt aller ORF-Radios zu senden, nicht erreicht. Bis Ende 2014 sollte dieser Anteil 33 Prozent betragen. Davon kann keine Rede sein.

2011 lag dieser Anteil unter 27 Prozent, 2013 ebenfalls. Für 2012 und 2014 lieferte der ORF keine Zahlen. Die parallele Programmbeobachtung des Charta-Partners SOS-Musikland weist mit Ende 2014 im Schnitt einen geringeren Anteil als im Ausgangsjahr 2008 auf: 20 Prozent – und das auch nur bei angenommenen 50 (!) Prozent Interpreten aus Österreich auf Ö1.

Ö3 und Radio Wien: Programme mit dem niedrigsten Österreich-Anteil

Anteile von Ö-Interpreten auf Ö3, 2008 -2014
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Die beiden Popmusikprogramme Ö3 und Radio Wien sind Sonderfälle. Sie sendeten im letzten Jahrzehnt im Schnitt 6,3 Prozent Kompositionen aus Österreich und wurden in der Vereinbarung mit dem ORF getrennt behandelt.

Nachts zwei österreichische Produktionen pro Stunde, tagsüber eine

»Der ORF wird den Anteil österreichischer Musik auf Ö3 und Radio Wien um jeweils zwei Prozentpunkte pro Jahr gegenüber 2008 steigern«, sagte ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz schriftlich zu. Das Versprechen wurde weder mit Ende 2011 noch 2014 gehalten. Bei Ö3 fiel der Anteil sogar unter den Ausgangswert von 11,6 Prozent [Interpreten*] zurück und erreichte 2014 nur mehr 9,9 Prozent. Die Nacht ist der bevorzugte Platz für Musik aus Österreich: Zwischen Mitternacht und 5 Uhr früh sendete Ö3 zwei heimische Musikproduktionen pro Stunde, tagsüber eine.

Populäre, also beim Publikum erfolgreiche Musik aus Österreich findet keinen Weg ins Popmusikradio und bleibt damit ein Geheimtipp. Hanibal Scheutz vom mehrfachen Amadeus-Gewinner 5/8erl in Ehr’n :

Hanibal Scheutz

»Der ORF bildet seit Jahren nur allzu selten ab, was tatsächlich vielen österreichischen Bands auf Tour passiert. Sie spielen meist ausverkaufte Konzerte in Sälen und Hallen dieses Landes. Das Publikum singt unsere Texte und Melodien und identifiziert sich mit Musik und Inhalten, die wir erschaffen. Noch bemühen wir uns um dich, lieber ORF. Schön langsam aber, kehren wir dir den Rücken. Paß auf, daß wir nicht dein Vorbild werden.«

Wilfried

Früher war nicht alles besser, wie ein Interview von Rock-Urgestein Wilfried Scheutz, Vater von Hanibal, belegt: »Und meinen Freunden vom Radio sei gesagt: Leicht ist es, eine großartige Nummer aus dem Ausland zu nehmen und sie für gut zu befinden. Schwieriger ist es schon, den Mut zu haben, ein österreichisches Produkt gutzuheißen – denn zu seiner eigenen Meinung muß man auch stehen. Ist das zu viel verlangt?« [Rennbahn Express, 1984]

Dabei sendete Ö3 in den Achtzigern mehr als doppelt so viel Österreichisches, Radio Wien brachte es sogar auf 43 Prozent [Kompositionen, 1982]. Der Rückgang beim Stadtradio Wien auf 7,1 Prozent [Kompositionen, 2013] bzw. 9,3 Prozent [Interpretationen, 2014] ist dramatisch.

Anteile von Ö-Interpreten auf Radio Wien, 2008-2014
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Bella Wagner

Bella Wagner, international gefragte Künstlerin, bezieht aus Airplay im Ausland mehr Tantiemen als aus Österreich. »Österreich hat eine Vielzahl exzellenter Autoren, Komponisten und Musiker«, betont Wagner, »da Musik heutzutage im Internet frei verfügbar ist, sind wir mehr denn je auf Radioeinsätze angewiesen.« Produktionen von Österreichern würden von den großen heimischen Radiosendern meist erst dann gespielt, wenn sie im Ausland erfolgreich waren, so die Sängerin und Komponistin. Aktuelle Beispiele wie 
Ja, Panik oder Bilderbuch bestätigen diese Aussage.

Eric Papilaya

»Wir müssen positive Akzente setzen!«, fordert Eric Papilaya. »Unsere Musikszene braucht keinen internationalen Vergleich zu scheuen.« Die Künstler müßten mehr Wege finden, die Radiolandschaft wieder für österreichische Musik zu begeistern. Das Publikum sei bereits gewonnen, Angst vor sinkenden Einschaltquoten daher unbegründet. »Ich bin für fair game. Ein verbindlicher Österreichanteil sollte auch für Privatsender gelten. Damit hätten alle gleiche Voraussetzungen, und müßten kreativ mit dem Thema umgehen«, schlägt Papilaya vor.

»Die österreichische Musiklandschaft ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, und ich war erstaunt, auf meinen Konzerttourneen in Deutschland, der

Stella Jones

Tschechischen Republik, in Spanien oder Italien mehr österreichische Musik zu hören, als im eigenen Land«, wundert sich Stella Jones, ESC-Teilnehmerin 1995. Sie habe die Erfahrung gemacht, von einigen Sendern scheinbar regelrecht gemieden, von anderen, wie dem Wiener Soulradio Superfly, hingegen oft und gerne gespielt zu werden. »Ich finde es sehr traurig, im eigenen Land aus-geschlossen zu sein und appelliere an die Verantwortlichen, die Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen«, so die vielseitige Sängerin und Komponistin.

Birgit Denk

Das neue Album Schmankerln
Fünfzehn Jahre Denk

»Österreichische Musik ist super. Das weiß das Publikum, das wissen die Konzert-veranstalter, das wissen viele Redakteure in den Medien, das bemerken auch unsere deutschen Nachbarn und huldigen Musik aus Österreich«, sagt Birgit Denk, Sängerin und Moderatorin der TV-Sendung Denk mit Kultur auf ORF III. »Die Musikszene in Österreich ist initiativ, selbstbewusst und erfolgreich mit Energie und Einfällen für zehn! Jetzt fehlt nur noch, dass engagierte, initiative, selbstbewusste Redakteure ihrer gestalterischen Arbeit in Funk und Fernsehen nachgehen wollen, sollen, dürfen, denn es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Musik aus Österreich weiter als nicht spielbar zu bezeichnen.«

»Die freiwillige Selbstverpflichtung ist gescheitert, das ORF-Management ist kein verläßlicher Partner der Musikschaffenden in Österreich«, resümiert Peter Paul Skrepek, Präsident von Musikergilde und Gewerkschaft. »Offensichtlich wird das Programm nicht von ORF-Musikredakteuren gestaltet, sondern von außen vorgegeben. Die Sender sind nur mehr Abspielstationen«, so Skrepek.

Kompositionen aus Österreich in den ORF-Radios, 2013Grafik vergrößern - Quelle: AKM-Sendezeitstatistik - Grafik: Musikergilde

»Der ORF präsentiert sich als leistungsfähige Anstalt bei der Ausrichtung von Großereignissen. Aber kein öffentlich-rechtliches Radio in der European Broadcasting Union sendet weniger heimische Musik«, sagt Skrepek. Während in Europa mehr als 40 Prozent eigene Kompositionen im Radio gespielt werden, erreicht Österreich nicht einmal die Hälfte. Skrepek abschließend: »Wir brauchen eine gesetzliche Mindestquote. Ohne Quote geht es nicht!«

Aus der Information bei der Pressekonferenz am 19. Mai 2015 in der Concordia
Zum Videobericht


Glossar: Unter österreichischer Musik verstehen die Gesprächspartner grundsätzlich Werke der Tonkunst, Darbietungen von ausübenden Künstlern und Leistungen von Tonträgerherstellern, die von österreichischen Urhebern, österreichischen Interpreten bzw. von österreichischen Produzenten geschaffen bzw. erbracht werden/wurden. [Definition der Musikcharta]

*) Mangels Interpretenstatistiken greifen wir auf Kompositionsanteile zurück, die von der AKM sekundengenau erhoben werden. Die Werte Interpretationen : Kompositionen stehen erfahrungsgemäß im Verhältnis 3:2.

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